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Autor: Georg Paaßen
Eine der häufigsten Todesursachen in den Industrieländern sind
Herz–Kreislauf–Erkrankungen. Besondere Bedeutung kommt dem Hohen
Blutdruck (Hypertonie) zu. Dieser wird unten erläutert und Sie finden dort auch
Hinweise, was Hauswirtschaft zu Vorbeugung und Behandlung beitragen
kann. Dem Gegenteil, niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist ein eigener Abschnitt gewidmet.
Je mehr Risikofaktoren bei einem Menschen festgestellt werden, desto
höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Herzerkrankungen auftreten.
Diabetes, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Alkoholkosum,
bestimmte Krebsmedikamente, erhöhter Cholesterinspiegel und eine salzreiche Ernährung ... [1]. Das Alles macht es
wahrscheinlicher, dass sich eine Herz–Kreislauf–Erkrankung entwickelt.
Treten mehrere Risikofaktoren gleichzeitig auf, hat das oft besonders
gravierende Folgen.
Klagen Menschen wiederholt, schon bei mäßiger körperlicher Anstrengung über Kurzatmigkeit und Erschöpfung, könnte eine Herz–Kreislauf–Erkrankung die Ursache sein. Hände und Füße von Erkrankten fühlen sich manchmal auffällig kühl an. Viele Erkrankte klagen vermehrt über Müdigkeit und Schmerzen in der Brust. Auch Herzklopfen, Herzrasen und Herzstolpern können Hinweise auf Herzprobleme sein. Herzrasen macht sich durch ein viel zu schnell schlagendes Herz bemerkbar und beim Herzstolpern spürt man Extraschläge des Herzens.
In Folge einer Herzschwäche/Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) kann es zu Wassereinlagerungen (Ödemen) im Körper kommen. Häufig fällt das zuerst an den Füßen oder Fußgelenken auf: sie sind geschwollen, die Schwellungen lassen sich leicht eindrücken [13]. Es braucht oftmals eine halbe Minute oder länger, um einen Abdruck
wieder auszugleichen.
Zu diesen Krankheiten zählen:
Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit,
Bluthochdruck, Endokarditis, Herzklappenerkrankung, Herzmuskelentzündungen,
Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) (Quelle: Deutsche Herzstiftung,
zuletzt besucht am 23.11.2023), niedriger Blutdruck.
In der Medizin wird von Hypertonie gesprochen, wenn an zwei
verschiedenen Tagen mindestens drei mal der Blutdruck in Ruhe gemessen
wurde und die Werte über 140/90 mm/Hg lagen [12]. Viele Menschen haben einen hohen
Blutdruck ohne etwas davon zu bemerken. Dadurch werden, oft über Jahre
hinweg, die Blutgefäße belastet [3]. Bluthochdruck ist ein Risikofaktor für
Nierenschäden und Schlaganfall.
Seit einigen Jahrzehnten werden als Zielwerte für die Behandlung des
Bluthochdrucks 140 mm/Hg (systolisch) und 90 mm/Hg
(diastolisch) empfohlen. Seit 2015 wird eine neue Studie in der
Ärzteschaft diskutiert, in der sogar die Absenkung auf 120 mm/Hg
empfohlen wird [4].
Sie sehen: auch Erkenntnisse der Medizin sind nicht in Stein gemeißelt.
Vielen Menschen, die mit Herzerkrankungen leben, wird ärztlich
empfohlen, regelmäßig, manchmal mehrmals täglich, den Blutdruck zu
messen. Das hilft extreme Veränderungen schnell zu erkennen und den
Erfolg von Therapiemaßnahmen besser einzuschätzen. Um realistische Werte
zu erhalten, ist es wichtig die Messungen korrekt durchzuführen. Tipps
dazu von der Deutschen Hochdruckliga: Richtig
Blutdruck messen.
Die Verantwortung für die Therapie tragen Arzt/Ärztin, den/die sich die
Erkrankten ausgesucht haben. Maßgeblich ist immer die Anordnung des
behandelnden Arztes!
Ganz allgemein wird Menschen, die mit hohem Bluthochdruck leben, geraten:
In einer Studie wurde feststellt, dass der systolische Blutdruckwert der Teilnehmenden um durchschnittlich 5 bis 8 mmHg sank, wenn sie beispielsweise
[10]
Besonders bei Herz-Kreislauferkrankungen wird medizinisch empfohlen, „ausgewogene Kost“ zu sich zu nehmen. Was das konkret bedeutet, beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in 10 Regeln (Auf der Internetseite gibt es Erklärungen in mehreren Sprachen).
Die Deutsche Hochdruckliga e. V. empfiehlt bei Bluthochdruck die DASH-Diät. DASH steht für Dietary-Approaches-to-Stop-Hypertension. Die DASH-Diät zeichnet sich durch eine starke Reduktion von Kohlenhydraten, gesättigten Fetten und Kochsalz aus. Insbesondere Zucker, fettreiche Milchprodukte und fettes Fleisch sollten weniger gegessen werden. Dafür wird der Verzehr von viel Obst und Gemüse, ungesalzenen Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Fisch empfohlen. Gleichauf mit der DASH-Diät sind die Low-Carb-Diät und eine mediterrane Ernährung.
Bei beiden Diäten werden wenig Kohlenhydrate verarbeitet [6].
Charakteristisch für die Mittelmeerküche sind die großzügige Verwendung von Olivenöl, viel frischem → Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Paprika und Zucchini, sowie Knoblauch, Lauch und Zwiebeln. Außerdem sind → Fisch und Meeresfrüchte, helles Brot, Nudeln und Reis sowie → Kräuter beliebt [8]. In ihrem Patientenleitfaden empfiehlt die Hochdruckliga eine leicht abgewandelte Version, in der Vollkornprodukte und Seefisch aus nicht überfischten Beständen, Nüsse, frisches → Obst und Gemüse, Oliven- oder Rapsöl und magere → Milchprodukte statt Butter oder Sahne auf den Tisch kommen. Durch Gewürze und Kräuter kann → Salz gespart werden [11]. Insbesondere Olivenöl und Nüsse senken die Häufigkeit von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems [6].
Einigkeit besteht in der Medizin darüber, dass Übergewicht die Risiken von Herzerkrankungen (und vielen weiteren Krankheiten) erhöht. Es wäre also einige Mühe wert, Speiseplan und körperliche Aktivitäten auf das Ziel „Normalgewicht“ (→ Body-Mass-Index [BMI]) auszurichten. Doch Vorsicht: wenn sich die Herzkranken jeden Tag mehrfach darüber ärgern, was sie zu tun und zu lassen haben, stehen sie unter Streß. Streß ist auch ein Risikofaktor für Herzerkrankungen.
Herzrhythmusstörungen können sowohl von zu wenig als auch von zu viel Kalium im Blut negativ beeinflusst werden. Wenn es ärztlich empfohlen wird, weniger Kalium mit der Nahrung aufzunehmen, sollten kaliumreiche Lebensmittel (besonders einige Sorten → Obst und → Gemüse vermieden werden (→ Kaliumgehalt einiger Obst- und Gemüsesorten) [7].
Seit vielen Jahren wird bei hohem Blutdruck empfohlen die Ernährung
umzustellen, um weniger Kochsalz (Natriumchlorid; NaCl) aufzunehmen.
Einige Tipps:
Knabbereien wie Chips, gesalzene Nüsse, Salzstangen aber auch Oliven
oder Sardellen enthalten besonders viel → Salz. Die sollten von der Einkaufsliste gestrichen
werden. Es gibt einige Mineralwässer (→ Getränke),
die besonders viel Kochsalz enthalten – es lohnt sich auf dem Etikett
Angaben zur Zusammensetzung zu lesen. Vielleicht schmeckt auch ein
weniger Natrium reiches Mineralwasser. Diese Tipps lassen sich mit wenig
Mühe umsetzen.
Geht es darüber hinaus um Wege, den Salzverbrauch in der eigenen Küche,
bei der Zubereitung von Mahlzeiten zu mindern, geben wir zu bedenken, dass bei einer täglichen Reduktion von 4,0 g Salz der systolische
Blutdruck um 5 mm Hg und der diastolische um 3 mm Hg gesenkt werden kann [10].
Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich auf eine Reduzierung der
Salzaufnahme. Wie stark ein Mensch auf die Aufnahme von Salz reagiert,
wird als die 'Salzsensitivität' bezeichnet [9].“
Sie sehen also: um durch verminderten → Salzkonsum
nennenswert niedrigere Blutdruckwerte zu erreichen, ist viel Elan nötig
– und der weitgehende Verzicht auf eines der beliebtesten Würzmittel. Es
ist sinnvoll, die zum Würzen verwendete Salzmenge langsam zu verringern.
So wird es weniger anstrengend sich umzugewöhnen.
In vielen verarbeiteten Lebensmitteln und Fertiggerichten (Tiefkühlpizza,
Dauerwurst, Kartoffelsalat, Würzsoßen) ist überraschend viel Salz
enthalten (Natrium muss bei den Nährwertangaben aufgelistet werden). Wer
selbst kocht hat viel mehr Kontrolle über die Natriumaufnahme. Ein Tipp:
Wer den Salzstreuer vom Esstisch verbannt, kann den Salzkonsum leicht
reduzieren (siehe auch → Salzkonsum).
Es ist vielleicht sinnvoll zusammen mit dem Arzt Wege zu suchen, um den
Blutdruck zu senken, die die Lebensqualität weniger einschränken.
Zu viel Cholesterin im Blut kann dazu führen, dass sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden und die Gefäßwände geschädigt werden. Es gibt allerdings verschiedene Arten von Cholersterin. Besonders das Low-Density-Lipoproteinen (LDL) hat medizinische Bedeutung. Zu hohe Cholesterinwerte lassen sich oft durch die Umstellung der Ernährung in den Griff bekommen. Das muss keineswegs bedeuten, dass delikate Speisen vom Speiseplan zu streichen wären [2].
Bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche wird manchmal ärztlich angeordnet, die Trinkmenge einzuschränken. (Erläuterungen zur Bestimmung der täglichen Flüssigkeitsaufnahme finden sie unten.)
Es gibt auch Menschen, die unter zu niedrigem Blutdruck (Hypotonie)
leiden. In der Medizin wird von Hypotonie gesprochen, wenn der Blutdruck bei Erwachsenen dauerhaft unter einen Wert von unter 105/60 mmHg oder bei Kindern unter dem alterstypischen Normalwert liegt [13]. Treten keine Symptome auf, hat die Hypotonie keinen krankheitswert [14].
Wird deutlich weniger getrunken als ausgeschieden, kann eine akute
Hypotonie entstehen. Manchmal ist mangelndes Durstgefühl die Ursache,
aber auch → Durchfall, Erbrechen und/oder heisses Wetter können
zur Hypotonie beitragen.
Warnzeichen für zu niedrigen Blutdruck können Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder Ohnmachten sein.
Fast immer hilft: viel trinken.
Ob und wie niedriger Blutdruck behandlungsbedürftig ist, muss ärztlich
entschieden werden [12].
Menschen mit niedrigem Blutdruck wird vielfach empfohlen vermehrt zu trinken. Flüssigkeit kann auch über wasserreiche Lebensmittel, wie Gurke, Tomate oder Melonen aufgenommen werden.
Die medizinischen Empfehlungen zur Trinkmenge können unterschiedlich ausfallen. Falls die Erkrankten keine klare Anweisung haben, kann es sinnvoll sein, darum zu bitten mit dem Arzt ein klärendes Gespräch zu führen.
Vor allem alte Menschen hören immer wieder: „Haben Sie genug
getrunken?“ Die Standardantwort ist: „Da achte ich drauf. Ich trinke
immer viel.“ Es muss also geklärt werden welche Menge tatsächlich
getrunken wird.
Heißgetränke machen Arbeit. Auf die Frage wie viel Kaffee und/oder Tee
durchschnittlich täglich getrunken wird, gibt's oft Antworten wie:
„Morgens zwei Tassen Kaffe und abends eine Kanne Tee“. Auch Milch oder
Saft werden oft gewohnheitsmäßig konsumiert. Um die Trinkmenge zu
berechnen sollte jetzt gemessen werden, wie viel üblicherweise in die
verwendeten Tassen, Gläser und Kannen eingefüllt wird (das kann
überraschend wenig sein).
Die meisten Menschen trinken im Laufe des Tage reichlich → Mineralwasser. Lebt nur eine
Person im Haushalt, kann, anhand der geleerten Flaschen, die
Trinkmenge geschätzt werden. Trinken auch andere regelmäßig von dem → Wasser, wird es
schwieriger. Dann können markierte Flaschen helfen, die von niemand
anderem benutzt werden.
Allgemein wird empfohlen, 1,5 bis 2 Liter täglich zu trinken.
Im Zweifel ist ärztlich zu klären, ob davon abgewichen werden sollte.
Was tun, wenn sich herausstellt, dass grundsätzlich
weniger getrunken wird, als empfohlen?
Ein Alltagshilfe kann es sein, jeden Morgen eine Flasche Wasser bereit
zu stellen, die bis zum Abend zu leeren ist. Es kann sinnvoll sein
verschiedene Getränke anzubieten.
Auch → Obst
und → Gemüse
enthalten oft viel Flüssigkeit. Sie könnten Apfelmus oder mundgerecht
geschnittene Tomaten oder Gurken anbieten.
[1] Institut für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Hrsg.): https://www.gesundheitsinformation.de/.
Zusammengestellt aus verschiedenen Artikeln am 24. Juni 2020
[2] Deutsche Herzstiftung (Hrsg.): Cholesterin: alles, was Sie wissen müssen.
Zugriff am 23.11.2023
[3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Hrsg.) (2019): Bluthochdruck. Zugriff am 24. Juni 2020
[4] HERZ HEUTE (Hrsg.): SPRINT: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden?
Ausgabe 2|2016. Zugriff am 18. Juni 2016
[5] Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL
(Hrsg.) (2015): Bluthochdruck wirksam bekämpfen. Zugriff am
28.6.2016
[6] Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL
(Hrsg.) (2019): Arterielle Hypertonie - Diätetische Therapie, S. 10-14. Zugriff am 25.6.2020
[7] Deutsche Herzstiftung (Hrsg.): Vorsicht vor zu hohen Kalium-Werten. Zugriff am 23.11.2023
[8] Wikipedia-Artikel zur Mittelmeerküche. Zugriff am 25.6.2020 15;37 Uhr
[9] Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR) (Hrsg.): BfR empfiehlt Maßnahmen zur Verringerung des
Salzgehaltes in Lebensmitteln. Stellungnahme Nr. 035/2009 des BfR
vom 30. Juli 2008. Zugriff am 7.7.2016
[10] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hrsg.) (2019): Den Blutdruck ohne Medikamente senken. Zugriff am 23.11.2023
[11]
Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL
(Hrsg.) (2017): Patientenleitfaden Bluthochdruck. Zugriff am 25.6.2020
[12] Menebröcker, Claudia;
Smoliner, Christine (Hrsg.): Ernährung in der Altenpflege. Elsevier GmbH
München, Urban & Fischer Verlag München 2013
[13] Pflege heute, Lehrbuch für Pflegeberufe, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, München 2023
[14] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 268. Auflage. Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 2020