Sie befinden sich hier: Startseite > Fasern
Laut Duden ist eine Faser ein "feines, dünnes fadenähnliches Gebilde, das aus einem pflanzlichen oder tierischen Rohstoff besteht oder synthetisch erzeugt ist". Fasern dienen als Ausgangsmaterial für Garne, die wiederum zu textilen Flächen verarbeitet werden können. Zur Unterteilung der Fasern dient u. a. Herkunft, Beschaffenheit oder Länge. Sehr lange Fasern (Endlosfasern) mit einer Mindestlänge von 100 cm werden als Filamente bezeichnet, hierzu zählen ungekürzte → Chemiefasern (Kunstfasern) und → Naturseide. Wohingegen Stapelfasern nur eine begrenzte Länge aufweisen, darunter fallen die meisten Naturfasern wie z. B. → Baumwolle, → Flachs, → Schurwolle und Angora.
Grundsätzlich werden Fasern den Natur- oder Chemiefasern (Kunstfasern)
zugeordnet. Naturfasern können von Pflanzen oder von Tieren stammen.
Während pflanzliche Fasern zu einem großen Anteil aus Zellulose
bestehen, ist der Grundbestandteil tierischer Fasern Eiweiß (Protein).
Eine Besonderheit ist die → Milchfaser, die als Alternative zur → Baumwolle entwickelt wurde.
Hergestellt wird sie aus nicht für den Verzehr geeigneter Milch. Diese
Faser besteht aus dem Protein Kasein und wird ohne chemische
Zusatzstoffe produziert.
Synthetische Chemiefasern bestehen aus Kohle, Erdöl und Erdgas.
Ausnahmen sind Viskose und Modal, die zu den Chemiefasern zählen, obwohl
sie aus Holz gewonnen werden. Ein außergewöhnliches Recyclingprodukt ist
die → Kaffeefaser.
Ausgangsmaterial ist Kaffeesatz, der im Herstellungsprozess mit
Polyester- oder Nylonresten gemischt zu einer Faser verarbeitet wird.
Die Verarbeitung von Abfallprodukten aus der Lebensmittelproduktion
inspiriert auch andere Unternehmer*innen. So produziert die italienische
Firma „Orange Fiber“ aus
Zitrusfrüchteresten eine biologisch abbaubare, Seide ähnliche
Zellulose-Faser. Für die innovative Idee gewann das Label den
Global
Change Award [1].
Ebenfalls diesen Preis gewonnen hat das Team um Rossella Longobardo für
die Idee Leder aus den Resten der Weinproduktion herzustellen [2].
Neben der Entwicklung neuer Fasern werden weitere Einsatzmöglichkeiten von Textilien erprobt. So wird an Bekleidung gearbeitet, mit der die Körpertemperatur gemessen, die Atmung überwacht und ein EKG aufgenommen werden kann. Sind die Sensoren in den Stoff integriert erspart es die Verwendung von störenden Klebe-Elektroden, Kabeln und einem Rekorder [3]. Mithilfe von Drucksensoren in Matten, kann registriert werden, wenn Druck auf die Matte ausgeübt wird, oder umgekehrt die Belastung fehlt. Anwendungsbeispiele sind Bettsensoren oder Alarmtrittmatten. Bettsensoren liegen unter der Matratze und erfassen, wenn das Bett verlassen wird. Alarmtrittmatten hingegen haben ihren Platz vor dem Bett oder der Tür und lösen beim Betreten einen Alarm aus [4].
Bei der Deutschen Faserstoffausstellung in Düsseldorf vom 18.5.-11.7.1918 wurde eine neue Faser vorgestellt, der „Optimaldrall“. Es handelt sich hierbei um ein Papiergarngewebe, das wasch- und kochfest ist und Gewebe aus Wolle und Baumwolle ersetzen sollte.
Der Zeitstrahl von fashnerd (englisch) zeigt die Entwicklung intelligenter Kleidung zwischen 1600 und 2016. Von dem Einweben von Gold- und Silberfäden bis hin zur Kombination von Kleidung und moderner Technik. Stellen Sie sich z. B. vor, sie könnten das Smartphone über die Kleidung steuern, ohne es aus der Tasche ziehen zu müssen. Zugriff am 22.05.2023
[1] Haute Innovation (2015): Orange Fiber - Fasern aus Resten der
Fruchtsaftindustrie. Zugriff am 6.4.2018.
[2] Axel Springer SE (2017): H&M investiert in Weintraubenleder und Kuhdung.
Zugriff am 6.4.2018.
[3] Pharmazeutische Zeitung online (Hrsg.) (2017): EKG aus dem T-Shirt. Zugriff am 24.11.2020
[4] Ulrike Fischer, Beate Radzey, Christin Schmidt, Cordula Pflederer (2019): Technische Unterstützung bei Demenz – Fokus eigene Häuslichkeit. Zugriff am 24.11.2020
Faser,
CHEMIE.DE Information Service GmbH, aufgerufen am 19.7.2013
Die Faser.
Bibliographisches Institut GmbH
Wikipedia: Filament (Textilfaser), zuletzt aufgerufen am
19.7.2013, 17:33 Uhr
Landeshauptstadt Düsseldorf: Düsseldorfer
Stadtchronik 1918. Zugriff am 23.6.2018
Borbecker Nachrichten (2018): Vor hundert Jahren. Wasch- und kochfeste
Faserstoffe. Meldung vom 2. Juni 1918
Wilh Elbers, A.-G. Elbers (1922): Hundert Jahre Baumwolltextilindustrie,
S. 128.