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Autorin: Christine Gehle (Bachelor of Science in Ökotrophologie)
Bei Mikrowellengeräten wird durch elektromagnetische Strahlung im Kochgut Wärme erzeugt. Durch dieses Verfahren wird die Garzeit verringert, die Oberflächentemperatur bleibt dabei relativ niedrig. Mikrowellen stellen eine Alternative zum → Herd / Backofen dar, wenn sie für das Zubereiten kleinerer Gerichte (bis 500 g) verwendet werden. Durch das Auftauen und Regenerieren von Lebensmitteln und Speisen kann das Mikrowellengerät bei fachgerechter Anwendung sowohl Zeit als auch Energie sparen.
Mikrowellengeräte werden in verschiedenen Bauformen angeboten. Der Aufstellungsort ist maßgeblich in eine Kaufentscheidung einzubeziehen. Man unterscheidet zwischen Tischgeräten, Einbaugeräten, unterbaufähigen Geräten und einbaufähigen Geräten. Laut Statistischem Bundesamt besaßen 73,8 % der deutschen Haushalte im Jahr 2021 eine Mikrowelle [1].
Abbildung 1: Mikrowelle als Tischgerät
Neben dem einfachen Mikrowellengerät sind Mikrowellen-Kombinationsgeräte im Handel erhältlich. Diese Geräte sind eine Kombination aus Backofen und Mikrowelle. Je nach Hersteller verfügen sie über Ober- und Unterhitze, Umluft oder Grillfunktion.
Mikrowellen erwärmen nur organische Stoffe, je höher der Wassergehalt in einem Lebensmittel ist, desto schneller erhitzen diese.
Durch das elektronische Feld lassen sich die Moleküle im Lebensmittel polarisieren, dabei lädt sich das eine Ende des Moleküls negativ auf, das andere Ende positiv (Dipolbildung)
Das negative Molekülende wird vom positiven Molekülende eines anderen Moleküls angezogen; die Moleküle fangen an sich zu drehen. Bei sich ständig ändernder Spannung (Wechselspannung) versuchen die Moleküle die Richtung zu ändern. Dabei reiben die Moleküle aneinander und es entsteht Reibungswärme (Das Gargut erwärmt sich von innen).
Mikrowellen können bis zu 2,5 cm tief von allen Seiten in die Speisen eindringen.
Durch das Eindringen der Wellen ist das Gargut 2-3 cm unterhalb der Oberfläche besonders heiß, in der Mitte des Lebensmittels kann es dagegen noch kalt sein, ebenso die Oberfläche.
Die Wärmezufuhr ist nicht wie bei herkömmlichen Wärmequellen (→ Herd, Backofen…) von außen nach innen, sondern findet durch die elektromagnetischen Wellen im Gargut statt.
Die Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen werden alleine durch ihre jeweiligen Wellenlängen bestimmt.
Abbildung 2: Schema einer Mikrowelle
Das wichtigste Bauteil an einem Mikrowellengerät ist das Magnetron (Abb. 2 [9]). Das Magnetron erzeugt unter Einfluss eines Magnetfeldes die elektromagnetischen Wellen und leitet diese durch einen Blechkanal (Hohlleiter [7]) sowie den Koppelstift (8) in den Garrraum (3). Das Magnetron wird über einen Transformator (11) mit Hochspannung versorgt. Der Garraum besteht aus einer an fünf Seiten geschlossenen Metallkammer, die durch eine Tür an der Vorderseite zugänglich ist. Durch die metallischen Wände werden die Wellen reflektiert. Auf der Bodenplatte (1) befindet sich in der Regel ein Drehteller, durch den das Gargut bewegt wird und sich so gleichmäßiger erwärmt. Zwischen der Bodenplatte und dem Drehteller ist ein gewisser Abstand einzuhalten, dieser sorgt dafür, dass das Gargut auch von unten erwärmt werden kann. Der Reflektorflügel (5) dient ebenfalls der gleichmäßigen Verteilung der Wellen. Das Kühlgebläse (10) kühlt das Magnetron und bläst dessen Verlustwärme in den Garraum, um diesen trocken zu halten.
Eine Mikrowelle kann zum Auftauen von Lebensmitteln sowie zum Erwärmen und Erhitzen von Speisen und Getränken verwendet werden. Kleinere Portionen oder Tellergerichte können in der Mikrowelle außerdem gegart werden. Durch das wasser- und fettsparende Zubereiten von Obst und Gemüse werden wenig Mineralstoffe und Vitamine ausgelaugt. Das Garen in einem Mikrowellengerät eignet sich folglich besonders gut für die Zubereitung von Schonkost.
Um bei der Anwendung einer Mikrowelle ein optimales Ergebnis zu erzielen, sind die Anforderungen des jeweiligen Lebensmittels zu beachten. Dabei sollte die Leistungsstufe (Wattzahl) dem gewünschten Ergebnis angepasst werden.
Die Leistungsstufen einer Mikrowelle variieren je nach Hersteller, verallgemeinert lassen sich folgende Aussagen treffen:
Max. 1000 Watt | Eignet sich zum besonders schnellen Erhitzen von Speisen und Getränken. Achtung Hot Spots! |
560-850 Watt | Diese Leistungsstufe lässt sich einsetzen für: - das Garen von Fleisch, Gemüse oder Beilagen - das Erwärmen von unempfindlichen Gerichten - das Rösten von Kokosraspel oder Mandelstifte |
260-500 Watt | Diese Leistungsstufe eignet sich besonders für: - das schonende Garen von Fleisch - das Erwärmen empfindlicher Speisen |
180-250 Watt | Die zweitniedrigste Leistungsstufe eignet sich
für: - das Schmelzen von Butter (250 g ca. 1-2 Minuten) - das Auflösen von Gelatine (aufgelöste → Gelatine ca. 1 Minute bei 180 Watt) - das Schmelzen von Kuchenglasur (100 g Schokolade vorher in Stücke hacken; ca. 2 Minuten bei 250 Watt) - das Fortkochen von Eintöpfen |
80-90 Watt | Die niedrigste Leistungsstufe eignet sich besonders zum: - Auftauen empfindlicher Speisen - Quellen von z. B. Milchreis - Gären von Hefeteig - Warm halten |
Allgemein sollten folgende Hinweise beachtet werden:
Lebensmittel immer abgedeckt in die Mikrowelle geben um ein Austrocknen zu verhindern
Lebensmittel mit fester Schale wie Würstchen vor dem Garen einstechen, so wird ein Platzen des Garguts verhindert
Lebensmittel sollten möglichst flach auf dem Teller ausgebreitet werden, so garen sie gleichmäßig und es entstehen keine Hot Spots. Bei sehr flüssigen Speisen vor dem Verzehr gut umrühren und bei Babynahrung unbedingt die Temperatur überprüfen!
Lebensmittel immer möglichst in die Mitte des Gerätes stellen, so garen sie gleichmäßiger.
Aufgrund der relativ niedrigen Temperaturen, die in Mikrowellengeräten zu erzielen sind, kann man nicht sie nicht zum Braten, Backen, Bräunen oder Überkrusten verwenden.
Zu lange Garzeiten trocknen die Speisen aus und lassen diese fad schmecken.
Das Gerät darf nicht eingeschaltet werden, wenn der Garraum leer ist. Die Mikrowellen werden sonst zurück zum Magnetron reflektiert und können diesen unter Umständen beschädigen.
Geeignetes Geschirr für die Mikrowelle (die Mikrowellen können durch diese Materialien durchdringen):
Feuerfestes (spülmaschinenfestes) Porzellan
→ Glas
Keramik
Hitzebeständiges → Kunststoff (bis 180 °C)
Ungeeignetes Geschirr für die Mikrowelle (diese Materialien reflektieren die Wellen):
→ Metall
Geschirr mit Metalldekor (Gold- oder Silberrand)
Alufolie
Unglasierte Tongefäße, fest verschraubte Gläser oder Geschirr mit Sprung können überhitzen und platzen.
Es kursieren unzählige Warnungen vor den vermeidlich gefährlichen Strahlungen der Mikrowelle. Zwar tritt trotz der guten Abschirmung bei Mikrowellengeräten eine geringe Leckstrahlung auf; von dieser geht aber bei technisch einwandfreien Geräten keine gesundheitliche Gefahr aus. Das gilt auch für besonders schutzbedürftige Personen wie Schwangere oder Kleinkinder ( Bundesamt für Strahlenschutz, 2023).
Um größere Verschmutzungen in der Mikrowelle zu vermeiden, sollte man die Anweisungen des jeweiligen Herstellers beachten und die Speisen beim Erwärmen abdecken. Alle herausnehmbaren Teile lassen sich in der Regel bequem in der Spülmaschine reinigen. Bei Verschmutzungen im Innenraum, diesen mit einer Spülmittellösung feucht auswischen. Wichtig ist, dass nach dem Reinigen alle Bauteile wieder fachgerecht eingesetzt werden. Mikrowellen-Kombinationsgeräte lassen sich wie Backöfen reinigen (→ Backöfen), die Reinigung und Pflege richtet sich dabei nach den Materialien. Achtung: Reparaturen an Mikrowellengeräten sollten nur vom Fachmann durchgeführt werden. Bei Beschädigung der Dichtungen, Tür oder der Scharniere darf das Gerät nicht mehr verwendet werden.
Video der Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim über
die Funktion der Mikrowelle „Wie schlimm sind Mikrowellen?“
HEA – Fachgemeinschaft für effiziente
Energieanwendung e. V.: Mikrowellen. Zugriff am 28.05.2024
[1] Statistisches Bundesamt: Ausstattung privater Haushalte mit elektrischen Haushalts- und sonstigen Geräten - Deutschland. Zugriff am
07.03.2024
Fachgemeinschaft für effiziente
Energieanwendung e. V. (HEA) (Hrsg.): Mikrowellen. Zugriff am 24.11.2015
AID (infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft
e. V.) (Hrsg.): Küche und Technik. Bonn 2005
Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. (HEA)
(Hrsg.): Das Blaue Kochbuch – das elektrische Kochen. 2011
Mehringer, S. (Hrsg.): Haushaltstechnik. München 1977
Naumann, G. (Hrsg.): Lebensmittelverarbeitung im Haushalt. Bonn 2010
Wegner, G. E. (Hrsg.): Elektrische Haushaltsgeräte. München/Heidelberg
2008
Schlieper, C. A. (Hrsg.): Lernfeld Hauswirtschaft. Hamburg 2009
Schuhmacher, W. (Hrsg.): Haushaltstechnologie. Köln-Porz 1983