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Proteine (Eiweiße) sind große Moleküle (Makromoleküle), die in unserem
Körper lebenswichtige Funktionen erfüllen: Hormone übermitteln Signale
zwischen den Zellen, Antikörper bekämpfen Krankheitserreger, Enzyme
dienen als Biokatalysatoren und Transportproteine binden Substanzen und
ermöglichen, dass diese ihren Bestimmungsort erreichen. Proteine sind
sowohl am Aufbau von Haaren, Horn und Nägeln beteiligt als auch an
Muskulatur, Bindegewebe und Organe.
Der Anteil der Proteine im menschlichen Körper beträgt etwa 20 %.
Aufgebaut sind Proteine aus Aminosäuren, die miteinander verbunden
unterschiedlich lange Ketten bilden. Handelt es sich um kürzere Ketten
mit 2-100 Aminosäuren, spricht man von Peptiden, während längere (ab 100
Aminosäuren) als Proteine bezeichnet werden. In zusammengesetzten
Proteinen sind neben Aminosäuren weitere Komponenten wie Metalle, Fette
(→ Lipide), → Kohlenhydrate
oder eine farbstofftragende Gruppe wie z. B. Hämoglobin enthalten. Die
räumliche Anordnung der Aminosäurekette kann sehr komplex sein, häufig
lagern sich mehrere Proteinketten zu einem Verbund zusammen. Von den
über 100 bekannten Aminosäuren sind nur 20 am Aufbau der körpereigenen
menschlichen Proteine beteiligt. Nicht alle Aminosäuren können im Körper
aufgebaut werden. Acht dieser Aminosäuren sind essenziell, sie müssen
mit der Nahrung aufgenommen werden. Andere zählen zu den bedingt
essenziellen, darunter werden Aminosäuren verstanden, die nur unter
bestimmten Umständen nicht im Körper gebildet werden können,
beispielsweise weil gerade ein sehr hoher Bedarf besteht, oder die
Vorstufen in zu geringer Menge vorhanden sind.
In der Nahrungszubereitung spielen Proteine eine große Rolle. Sie sorgen
dafür, dass Teige aus Weizenmehl elastisch und dehnbar sind, das Eiweiß
zu Eischnee geschlagen und Gelatine als Bindemittel verwendet werden
kann → Proteine in der Nahrungszubereitung.
Essenziell | Bedingt essenziell | Nicht essenziell |
Arginin (Arg)* | Tyrosin (Tyr) | Alanin (Ala) |
Histidin (His)* | Cystein (Cys) | Asparagin (Asn) |
Isoleucin (Ile) | Glutamin (Gln) | Asparaginsäure (Asp) |
Leucin (Leu) | Glycin (Gly) | Glutaminsäure (Glu) |
Lysin (Lys) | Prolin (Pro) | |
Methionin (Met) | Serin (Ser) | |
Phenylanalin (Phe) | ||
Threonin (Thr) | ||
Tryptophan (Trp) | ||
Valin (Val) |
Quelle: M. Zimmermann, H. Schurgast, U. P. Burgerstein: Handbuch
Nährstoffe, 2012
* Histidin und möglicherweise auch Arginin sind für Babys und Kleinkinder essenziell
(Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2020).
1 g Protein = 4,1 kcal = 17 kJ
Durch Erhitzen, Salze, Alkohole oder Säure gerinnen (denaturieren) Proteine. Dabei wird die räumliche Struktur der Proteine zerstört, nicht aber die Anordnung der Aminosäuren. Durch die Denaturierung werden die Eiweiße leichter verdaulich.
Der Film zeigt, wie Eiweiß durch Hitze und Säure gerinnt (denaturiert). Im ersten Teil wird Eiweiß in 80 °C heißes Wasser gegeben und im zweiten Versuch werden 2 EL Essigsäure (25 %) zum Eiweiß/Wasser-Gemisch hinzugegeben.
Im Magen wird mithilfe von Pepsin und Magensäure die Struktur der Proteine zerstört, es entstehen Aminosäureketten. Diese werden im Dünndarm durch verschiedene Enzyme zuerst in Peptidketten und danach in kleinere Teilstücke mit 1-3 Aminosäuren gespalten. Mithilfe von Transportproteinen gelangen die Aminosäuren durch die Darmwand ins Blut und über das Pfortadersystem in die Leber. Die Leber spielt für den Proteinstoffwechsel eine zentrale Rolle.
Proteine werden im Körper ständig abgebaut und neu gebildet. Damit hierfür ausreichend Aminosäuren vorhanden sind, muss die Zufuhr gerade der essenziellen Aminosäuren gewährleistet sein. Proteinreiche Lebensmittel sind Fleisch, Fisch, Nüsse, Samen, einige Milchprodukte sowie → Eier und Hülsenfrüchte. Der Gehalt an den essenziellen Aminosäuren: Isoleucin, Leucin, Lysin, Phenylanalin, Threonin, Tryptophan und Valin ist in → Milch, Käse, Eiern und Fleisch besonders hoch.
Lebensmittel | Eiweiß in g pro 100 g |
Schweineschnitzel, natur | 28 |
Erdnüsse | 25 |
Linsen | 24 |
Erbsen | 23 |
Rindfleisch, mager | 22 |
Karpfen | 18 |
Magerquark (<10 % Fett i. Tr.) | 13 |
Weizenmehl (Type 405) | 11 |
Vollkorntoast | 8 |
Erbsen, grün | 7 |
Rosenkohl | 4 |
Fruchtjoghurt, 3,5 % Fett | 4 |
Milch, 3,5 % Fett | 3 |
In der aktuellen Nährwerttabelle der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V." wird eine ausführliche Tabelle der empfohlenen täglichen Proteinzufuhr veröffentlicht. Im Alter zwischen 15 und 64 Jahren empfiehlt die DGE für Frauen eine tägliche Proteinzufuhr zwischen 47 und 48 g. Für schwangere und stillende Frauen liegen die Werte deutlich höher. Ältere Menschen benötigen etwas mehr Eiweiß. Ab dem 65sten Lebensjahr steigen die empfohlenen Mengen auf 57 g/Tag für Frauen und 67 g/Tag für Männer.
Jungen/Männer
15 – 18 Jahre: 62 g/Tag
19 – 50 Jahre: 57 g/Tag
51 – 64 Jahre: 55 g/Tag
Das US-amerikanische Institute of Medicine empfiehlt erwachsenen Männern und Frauen täglich 0,80 g Protein pro kg Körpergewicht aufzunehmen. Ein 70 kg schwerer Mann sollte demnach 56 g Protein und eine 60 kg schwere Frau 48 g Protein verzehren. Die Verzehrempfehlungen (Recommended Dietary Allowances, RDAs) in Gramm pro Tag:
Kinder
1 – 3 Jahre: 13 g/Tag
4 – 8 Jahre: 19 g/Tag
9 – 13 Jahre: 34 g/Tag
Mädchen/Frauen
14 – 18 Jahre: 46 g/Tag
19 – 70+ Jahre: 46 g/Tag
Jungen/Männer
14 – 18 Jahre: 52 g/Tag
19 – 70+ Jahre: 56 g/Tag
U.S. Department of Agriculture (USDA): Protein Foods. My Plate.
Proteine sind für den menschlichen Verzehr besonders wertvoll, wenn sie einen hohen Anteil an essenziellen Aminosäuren enthalten. Um Proteine miteinander vergleichen zu können, wurden verschiedene Methoden ausgearbeitet. So hat die FAO ( Food and Agriculture Organization of the United Nations) und die WHO ( World Health Organization) ein Referenzprotein bestimmt, das alle essenziellen Aminosäuren enthält und ein optimales Verhältnis zwischen essenziellen und nicht-essenziellen Aminosäuren aufweist. Je ähnlicher der Aminosäuregehalt im Lebensmittel dem Gehalt im Referenzprotein ist, desto höherwertiger ist es. Ausgedrückt wird dies im Chemical Score (CS) oder Amino Acid Score (AAS).
Die biologische Wertigkeit gibt an, wie viel Prozent körpereignes Eiweiß aus dem aufgenommenen Nahrungseiweiß aufgebaut werden können. Als Referenzwert dient in diesem Fall das Hühnervollei, dessen biologische Wertigkeit auf 100 festgelegt wurde. Bei einer biologischen Wertigkeit von 76 (→ Kartoffeln) werden 76 % in Körpereiweiß umgewandelt oder anders ausgedrückt aus 100 g Protein der Kartoffel werden 76 g Körpereiweiß aufgebaut. Je höher der Wert, desto mehr Aminosäuren können, bei gleicher Proteinmenge, im Körper verwertet werden. Oder anders ausgedrückt, je höher die biologische Wertigkeit ist, desto weniger Eiweiß muss gegessen werden, damit der Bedarf an Aminosäuren gedeckt wird. Durch die Kombination verschiedener Lebensmittel kann die biologische Wertigkeit erhöht werden.
Lebensmittel | Biologische Wertigkeit |
Hühnervollei | 100 |
Kartoffeln | 76 |
Bohnen | 72 |
Weizenmehl (82 % Ausmahlung) | 47 |
36 % Vollei + 64 % Kartoffeln | 136 |
75 % Milch + 25 % Weizenmehl | 125 |
52 % Bohnen + 48 % Mais | 99 |
Stellen Sie sich vor, Sie sollen aus Legosteinen bunte Türme bauen und jeder Turm muss jeweils eine der acht Farben enthalten (Abbildung 1).
Abbildung 1: Modell für die biologische Wertigkeit |
In allen drei Beispielen sind jeweils 16 Steine vorhanden. Aber während im ersten Beispiel nur ein Turm gebaut werden kann, können im zweiten Beispiel alle Steine zu zwei Türmen verbaut werden. Im letzten Beispiel fehlt eine Farbe, mit ihnen kann kein einziger Turm fertiggestellt werden. Übertragen auf die biologische Wertigkeit wäre diese bei dem zweiten Beispiel am höchsten.
In den westlichen Industrienationen leiden die Menschen in der Regel
nicht an einem Proteinmangel, es sei denn, es liegt eine Erkrankung vor.
Im Gegenteil: Häufig wird zu viel Protein aufgenommen.
In Entwicklungsländern dagegen können bestimmte Bevölkerungsgruppen mit
einem erhöhten Bedarf, wie Schwangere, Stillende und Kinder an
Proteinmangel leiden. Kann mit der Ernährung zu wenig Energie und/oder
Protein zugeführt werden, spricht man von einem
Protein-Energie-Mangelsyndrome (eng. protein energy malnutrition,
Abkürzung: PEM). Diese Mangelerkrankung tritt häufig in Kombination mit
Vitaminmangel auf.
Als Folge einer proteinarmen Ernährung können Menschen an Kwashiorkor
erkranken. Kennzeichen dieser Krankheit sind u. a. Schwellungen (Ödeme),
Veränderungen des Muskelgewebes (Muskeldystrophie) und der Haare,
Haarausfall sowie verringertes Wachstum. Kinder können apathisch werden
und haben keinen Appetit.
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit - EFSA (2019): DRV Finder. Sie können mit dem DRV Finder auf die Referenzwerte zur Nährstoffaufnahme der EFSA zugreifen. Diese Ernährungsreferenzwerte (DRVs) sind wissenschaftlich fundierte Nährstoffreferenzwerte für die gesunde Bevölkerung. Sie sind nicht als Ernährungsempfehlung für Einzelpersonen gedacht, sondern sollen Ihnen helfen beispielsweise Speisepläne zu erstellen. Sie können die Datenbank nach Bevölkerungsgruppen oder auch Nährstoffen durchsuchen. Die Ergebnisse lassen sich als PDF-Datei oder XLSX-Datei herunterladen.
König D, Carlsohn A, Braun H, Großhauser M, Lampen A, Mosler S, Nieß A, Schäbethal K, Schek A, Virmani K, Ziegenhagen R, He -
seker H: Proteinzufuhr im Sport. Position der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungs Umschau 2020; 67(7): 132–139.
E-Book zu Schweinemastfutter, Sauenfütterung,
Ferkelfutter http://www.agrarnetz.com/thema/schweinemast
[1] Prof. Dr. Helmut Heseker; Beate Heseker: Die Nährwerttabelle. Deutsche
Gesellschaft für Ernährung e. V., 2023
[2] Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa: Ernährungslehre. 4. Auflage, 2019
[3] Institute of Medicine. Food and
Nutrition Board: Dietary Reference Intakes for Energy, Carbohydrate, Fiber, Fat, Fatty Acids, Cholesterol, Protein, and Amino Acids. Washington, DC: National Academy Press, 2005
Learning
About Proteins, KidsHealth
Foods
containing protein, BBC Health
Wikipedia: Protein, aufgerufen am
27.2.2013 um 19:29 Uhr
Wikipedia: Abkürzungen
der Aminosäuren, aufgerufen am 1.3.2013 um 9:46 Uhr
DocCheck Community GmbH (Hrsg.): Transportprotein, aufgerufen am 27.2.2013
DEBInet - Institut für Ernährungsinformation: Biologische Wertigkeit (BW), aufgerufen am
27.2.2013
Dagmar Wiechoczek: Denaturierung
von Proteinen, aufgerufen am 5.3.2013
Eiweiße
der Milch. Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie, aufgerufen am
10.7.2014
Josef Loderbauer: Das Konditorbuch in Lernfeldern. 2013
M. Zimmermann, H. Schurgast, U. P. Burgerstein: Handbuch Nährstoffe,
2012
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 268. Auflage, 2020
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2011, 262. Auflage, 2010
Mörike, Betz, Mergenthaler: Biologie des Menschen, 1991