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Vitamin B12 gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen. Es wurde 1948 das erste Mal von zwei Chemikern isoliert, dem Amerikaner Karl Folkers und dem Briten Baron Alexander Todd. Unter der Bezeichnung Vitamin B12 werden eine Reihe von unterschiedlichen Verbindungen zusammengefasst. Cyanocobalamin ist die Verbindung, die in Nahrungsergänzungsmitteln und in der Pharmazie verwendet wird. Vitamin B12 ist als Coenzym an vielen Stoffwechselreaktionen im Körper beteiligt, es wird aus diesem Grund in jeder Körperzelle benötigt. Außerdem spielt Vitamin B12 eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und die Funktion des Nervensystems.
Das mit der Nahrung aufgenommene B12 (Cobalamin) verbindet sich mit einem von der Magenschleimhaut gebildeten Glycoprotein, dem sogenannten Intrinsic-Faktor (IF). Der Cobalamin-intrinsic-factor-Komplex wird an die Saumzellen, den sogenannten Enterozyten, im Dünndarm gebunden, das Cobalamin vom Komplex abgespalten und anschließend aufgenommen (resorbiert). Im Körper werden zwischen 2 mg und 5 mg Vitamin B12 insbesondere in der Leber (etwa 60 %) und der Skelettmuskulatur (etwa 30 %) gespeichert. Zusätzlich werden täglich 3-8 μg mit der Galle ausgeschiedenes Cobalamin wieder zurückgewonnen. Diesem Mechanismus ist es zu verdanken, dass bei unzureichender oder fehlender Vitamin-B12-Versorgung (z. B. bei Veganern) erst nach 5-10 Jahren Mangelerscheinungen zu erwarten sind.
Vitamin B12 wird durch Mikroorganismen synthetisiert, die beispielsweise im Pansen (der größere der drei Vormägen) von Kühen und Schafen vorkommen. Vom Pansen aus gelangt das Vitamin B12 in die Muskulatur anderer Gewebe, die dann vom Menschen gegessen werden. Vitamin B12 liefernde Nahrungsmittel sind → Eier, Fleisch, Fisch, → Milch und Milchprodukte. In sehr geringen Mengen kommt es auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln vor, wie zum Beispiel Sauerkraut, Bier und einigen Wurzeln, die Cobalamin von Bakterien aus dem Boden aufnehmen.
Lebensmittel | Vitamin-B12-Gehalt in μg pro 100 g |
Rind, Leber (2) | 65,0 |
Kalb, Leber (2) | 60,0 |
Kaninchen | 10,0 |
Hering | 7,1 |
Forelle | 4,5 |
Rotbarsch (1) | 3,8 |
Camembert, 30 % Fett in Tr. (2) | 3,1 |
Emmentaler, 45% Fett in Tr. (1) | 3,0 |
Muskelfleisch (Schwein) | 3,0 |
Schnitzel (Schwein) | 2,8 |
Gouda, 40 % Fett in Tr. (2) | 1,9 |
Hühnerei roh ohne Schale (2) | 1,8 |
Frischkäse | 0,9 |
Joghurt aus Magermilch (1) | 0,45 |
Vollmilch | 0,4 |
Quellen: K.-H. Bässler, I. Golly, D. Loew, K. Pietrzik: Vitamin
Lexikon, 2002
(1) I. Elmadfa, D. Fritsche: Unsere Lebensmittel, 2005
(2) Heseker, Heseker: Die Nährwerttabelle. DGE 2023
Kinder
vom 1. – 3. Lebensjahr: 1,5 μg/Tag
vom 4. – 6. Lebensjahr: 2,0 μg/Tag
vom 7. – 9. Lebensjahr: 2,5 μg/Tag
vom 10. – 12. Lebensjahr: 3,5 μg/Tag
vom 13. – 14. Lebensjahr: 4,0 μg/Tag
Jugendliche und Erwachsene
vom 15. – 64. Lebensjahr: 4,0 μg/Tag
65 Jahre und älter: 4,0 μg/Tag
Schwangere Frau: 4,5 μg/Tag
Stillende Frau: 5,5 μg/Tag
Aufgrund unserer Ernährungsgewohnheiten wird in Mitteleuropa meist mehr Vitamin B12 zugeführt, als notwendig wäre. In Deutschland werden alleine 50 % des täglichen Bedarfs mit Fleisch und Wurstwaren aufgenommen und 30 % werden mit Milch und Milchprodukten abgedeckt. Bier trägt ebenfalls einen nicht unbeträchtlichen Teil zur Vitamin B12-Aufnahme bei. Auch (Ovo-) Lacto-Vegetarier haben aufgrund des relativ hohen Vitamin B12-Gehaltes von Milch und Milchprodukten wie Käse und Joghurt keinen Mangel zu befürchten. Nur bei einer rein pflanzlichen Ernährung (Veganer) ist es auf Dauer nicht möglich, den täglichen Bedarf zu decken. Es wird deshalb empfohlen regelmäßig Vitamin B12 durch angereicherte Lebensmittel, in Form von Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitamin B12 versetzter Zahnpasta zu sich zu nehmen [3].
Der britische National Health Service (NHS) empfiehlt für Erwachsene (im Alter von 19-64 Jahren) eine tägliche Vitamin-B12-Aufnahme von 1,5 µg [2].
Das US-amerikanische Institute of Medicine gibt folgende Verzehrempfehlungen (Recommended Dietary Allowances, RDAs) für Vitamin B12 [1]:
Säuglinge
0 – 6 Monate: 0,4 μg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
7 – 12 Monate: 0,5 μg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
Kinder
1 – 3 Jahre: 0,9 μg/Tag
4 – 8 Jahre: 1,2 μg/Tag
9 – 13 Jahre: 1,8 μg/Tag
Jugendliche / Erwachsene
14 Jahre und älter: 2,4 μg/Tag
Schwangere Frau: 2,6 μg/Tag
Stillende Frau: 2,8 μg/Tag
Mangelerscheinungen können durch Mangel- und Fehlernährung, bei Alkoholkrankheit oder durch Resorptionsstörungen auftreten. Ein Grund, dass die Aufnahme (Resorption) von Vitamin B12 im Darm beeinträchtigt ist, kann das Fehlen des Glykoproteins Intrinsic-Faktor (Intrinsic-Factor-Mangel) sein. Eine weitere mögliche Ursache für die mangelhafte Aufnahme des Vitamins im Dünndarm ist die Erbkrankheit Imerslund-Gräsbeck-Syndrom. Durch die fehlende Erbinformation werden Rezeptoren, die den Komplex aus Vitamin B12 und dem Intrinsic-Faktor binden, nicht gebildet. Als Folge eines Vitamin-B12-Mangels können Störungen bei der Bildung von roten Blutkörperchen oder Blutarmut (perniziöse Anämie) auftreten oder das Rückenmark geschädigt werden (funikuläre Myelose).
Auch wenn Menschen hohe Dosen an Vitamin B12 zu sich genommen haben, sind negative Folgen nicht bekannt.
[1] National Institutes of Health. Office of
Dietary Supplements: Vitamin B12 - Dietary Supplement Fact Sheet.
Geprüft am 27.02.2024
[2] NHS (Hrsg.): Vitamins and
minerals - B vitamins and folic acid. Letzte Überprüfung
03.08.2020. Zugriff am 29.02.2024
[3] ProVeg e. V (2018).: Vitamin-B12-Mangel: Symptome erkennen und
bei vegan-vegetarischer Ernährung vorbeugen. Zugriff am 29.02.2024
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr,
D-A-CH-Referenzwerte der DGE, ÖGE, SGE/SVE: Vitamin B12 (Cobalamin)
Prof. Dr. Helmut Heseker; Beate Heseker: Die Nährwerttabelle. Deutsche
Gesellschaft für Ernährung e. V., 2023
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 267. Auflage, 2017
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2014. 265. Auflage, 2013
Deutsches Ärzteblatt: Imerslund-Gräsbeck Syndrom: Zweitältester
Gendefekt. Stand: 19. Dezember 2011
K.-H. Bässler, I. Golly, D. Loew, K. Pietrzik: Vitamin Lexikon, 2002
Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa, Doris Fritsche: Unsere Lebensmittel, 2005
Encyclopaedia Britannica 2010