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Statt der tabellarischen Angabe der Nährwerte favorisieren die Verbraucherverbände die Ampelkennzeichnung (siehe Abbildung 1), wie sie im Vereinigten Königreich bereits eingeführt wurde. Neben den Kalorien werden zusätzlich der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker angezeigt. Um den Verbrauchern die Entscheidung für gesunde Lebensmittel zu erleichtern, signalisieren Farben den Gehalt der Nährwerte. Grün steht für einen niedrigen, gelb für einen mittleren und rot für einen hohen Nährstoffgehalt. Je mehr grüne Punkte ein Lebensmittel hat, desto gesünder ist es. Die Food Standards Agency (FSA), die für die Kennzeichnung verantwortlich ist, hat in einer Umfrage herausgefunden, dass Konsumenten speziell bei verarbeiteten Lebensmitteln, die aus verschiedenen Zutaten bestehen, diese Auszeichnung hilfreich finden. Deshalb sind insbesondere Lebensmittel wie Sandwiches, Wraps, gefüllte Baguettes, Fertiggerichte, Hamburger, Pasteten, Pizzen und Frühstückscerealien mit einer Ampelkennzeichnung versehen.
Abbildung 1: Verpackung mit Ampelkennzeichnung
Um die Signalfarben sinnvoll vergeben zu können, müssen die Lebensmittel bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu sind Grenzwerte für die wichtigsten Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und → Salz erarbeitet worden.
Tabelle 1: Grenzwerte für Lebensmittel pro 100 g
Grün (niedrig) | Gelb (mittel) | Rot (hoch) | |
Fett | maximal 3,0 g / 100 g | mehr als 3,0 g bis maximal 17,5 g / 100 g | mehr als 17,5 g / 100 g |
Gesättigte Fettsäuren | maximal 1,5 g / 100 g | mehr als 1,5 g bis maximal 5,0 g / 100 g | mehr als 5,0 g / 100 g |
Zuckergehalt | maximal 5,0 g / 100 g | Gesamtzuckergehalt mehr als 5,0 g, bis maximal 22,5 g / 100 g | Gesamtzuckergehalt mehr als 22,5 g / 100 g |
Salz | maximal 0,3 g / 100 g (oder 0,1 g Natrium) | mehr als 0,3 g bis maximal 1,5 g / 100 g | mehr als 1,5 g / 100 g (oder 0,6 g Natrium) |
Quelle [6]
Damit es Familien leichter fällt gesündere Lebensmittel auszusuchen, gibt es vom britischen National health service die „Food Scanner app“. Mit dieser für Android und iOS verfügbaren App lassen sich Barcodes auf Lebensmittelverpackungen scannen. Anschließend schlägt die App gesündere Alternativprodukte mit weniger gesättigten Fettsäuren, Zucker oder Salz vor [7, 8].
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft führte dazu im Juli 2019 eine Umfrage durch, bei denen rund 1.600 Umfrageteilnehmer über vier verschiedenen Modelle entscheiden sollen. Zur Wahl stand der Nutri-Score, das Logo des Lebensmittelverband Deutschland e. V. (ehemals BLL), das Keyhole-Modell aus Schweden und ein vom Max-Rubner-Institut (MRI) erarbeitetes Modell [1].
Ende September 2019 stellte Bundesernährungsministerin Klöckner (CDU) die Entscheidung vor. Das Bundesministerium sprach sich für den Nutri-Score aus, um die Nährwerte eines Produkts zu kennzeichnen und eine Ernährungsempfehlung zu geben. Um den Score zu berechnen, werden die Kalorienanzahl sowie ernährungsphysiologisch günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet. Das Ergebnis wird farblich gekennzeichnet: Grün (A) steht für empfohlen, auf rot (E) gekennzeichnete Lebensmittel sollte lieber verzichtet werden. Die Angaben sind freiwillig [2] und die Verwendung des Nutri-Scores ist für die Lebensmittelunternehmen kostenfrei. Im November 2020 wurde der Nutri-Score in Deutschland eingeführt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stellt Informationen und hilfreiche Links rund um den Nutri-Score sowie eine Excel-Tabelle zur Berechnung des Nutri-Score zur Verfügung ( Hilfestellung für Unternehmen – Einführung des Nutri-Score) [3].
Ende Juli 2022 beschloss der Nutri-Score-Lenkungsausschuss eine erste Anpassung des Nutri-Scores in der Kategorie „allgemeine Lebensmittel“. So werden beispielsweise die Gehalte von Zucker und Salz stärker gewichtet. Über eine Anpassung der Ballaststoff-Komponente lassen sich Vollkornprodukte leichter von Alternativen mit weniger Ballaststoffen zu unterscheiden. Bei „Fetten und Ölen“ kann besser zwischen pflanzlichen Ölen differenziert werden. Öle mit einem geringen Gehalt an gesättigten Fettsäuren, wie z. B. Oliven-, Raps- und Walnussöl können besser eingestuft werden. Bei Fleisch und Fleischprodukte werden aktuell geltende Ernährungsempfehlungen mit einbezogen, die einen begrenzten Verzehr befürworten. Zudem werden Fisch und Meeresfrüchte sowie gesüßten und ungesüßten Milchprodukten differenzierter bewertet [9].
Die zweite Stufe bei der Überarbeitung des Nutri-Scores startet am 31. Dezember 2023. Sie betrifft die Kategorie „Getränke“. Ab diesem Zeitpunkt werden alle Getränke nach einheitlichen Kriterien beurteilt, auch Milch, Milchgetränke und Pflanzendrinks, die bisher zu den Lebensmitteln zählten. Getränke mit einem geringen Zuckergehalt können bessere Bewertungen erzielen. Damit der Nutri-Score aber keinen Anreiz bietet den Zucker durch Süßungsmittel zu ersetzen, wirken sich Süßungsmittel zukünftig negativ auf die Bewertung aus. Das einzige Getränk mit einer A-Bewertung bleibt Wasser, während Fruchtsäfte und Nektare (einschließlich Smoothies) ihre bisherige Einstufung behalten [10].
Am 20.5.2020 beschloss das Bundeskabinett den Ernährungspolitischen Bericht der Bundesregierung. Am selben Tag veröffentlichte die EU-Kommission ihre ernährungspolitische Strategie für die nächsten Jahre. Die EU-Kommission plant bis zum Jahr 2022 eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung einzuführen. Allerdings steht noch kein Modell fest, das für die Kennzeichnung eingesetzt werden soll. Ginge es nach Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), würde der Nutri-Score europaweit verpflichtend eingeführt [4].
In Australien gibt es das „Health Star Rating System“
(engl. Gesundheits-Sterne-Bewertungssystem), mit dem Produkte besser zu
vergleichen sein sollen. Seit 2014 sind Lebensmittelhersteller und
Einzelhändler aufgerufen die Verpackungen freiwillig mit den Sternen zu
versehen. Die Anzahl der Sterne reicht von einem halben bis zu fünf
Sternen. Je mehr Sterne ein Lebensmittel hat, desto gesünder ist es.
Zusätzlich zu den Sternen besteht die Möglichkeit die Nährstoffangaben
aufzulisten. Neben dem Energiegehalt sind das Risiko-Nährstoffe wie
gesättigtes Fett, Natrium (Salz) und Zucker sowie positive Nährstoffe
wie Ballaststoffe, Eiweiß und der Anteil an Obst, Gemüse, Nüssen und
Hülsenfrüchten. Berechnet werden die Angaben immer pro 100 g oder
100 ml.
Auf verschiedenen Lebensmitteln erscheinen keine Sterne. Dazu gehören
beispielsweise frisches Obst und Gemüse, nicht nahrhafte Lebensmittel wie Essig, Kräuter, Kaffee und Tee oder Lebensmittel, die nicht einzeln verzehrt
werden wie Mehl. Ebenfalls ausgeschlossen sind beispielsweise alkoholische Getränke oder Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke [5].
Ausführliche Informationen zum Health Star Rating System.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Erweiterte Nährwertkennzeichnung: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Nutri-Score. Zugriff am 27.05.2024
[1] Tobias Bug (2019): Welches Logo soll's denn sein? Südeutsche Zeitung. Zugriff am 23.Juli 2019
[2] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Erweiterte Nährwertkennzeichnung: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Nutri-Score. Stand: 30.09.2019
[3] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.) (2020): Hilfestellung für Unternehmen – Einführung des Nutri-Score. Zugriff am 19.04.2021
[4] Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.: Nutri-Score europaweit verbindlich einführen. Stand 20.5.2020
[5] Commonwealth of Australia (2020): How to use Health Star Ratings. Zugriff am 10.06.2021
[6] NHS (Hrsg.): Food labels. Page last reviewed: 5. June 2018. Zugriff am 10.06.2021
[7] NHS (Hrsg.): Download the free NHS Food Scanner app. Zugriff am 10.01.2022
[8] Guardian News & Media Limited (Hrsg.) (2022): NHS Food Scanner app will use barcodes to suggest healthier eating choices. Zugriff am 10.01.2022
[9] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.) (2022): Verbesserte Unterstützung bei der Lebensmittelauswahl. Zugriff am 03.08.2022
[10] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.) (2023): Nutri-Score weiterentwickelt: Hilfe für gesündere Lebensmittelwahl. Zugriff am 25.04.2023