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Sie verdanken ihren Namen dem Umstand, dass sie von Diabetikern statt
Zucker verwendet werden können, denn der Stoffwechsel von
Zuckeraustauschstoffen verläuft insulinunabhängig. Zu den
Zuckeraustauschstoffen werden die Zuckeralkohole Sorbit, Mannit, Xylit,
Isomalt, Maltit, Lactit, Polyglycitolsirup und Erythrit gezählt. → Fruchtzucker
(Fruktose) gilt auch als Zuckeraustauschstoff, nimmt aber in dieser
Rubrik eine Sonderstellung ein, da er zwar insulinunabhängig in die
Zellen aufgenommen wird, aber ein Zucker ist und kein Zusatzstoff.
Deshalb wurde der Fruktose keine E-Nummer zugeordnet.
Zuckeraustauschstoffe haben viele Vorteile: Verglichen mit
Haushaltszucker schädigen sie die Zähne weniger oder gar nicht, weshalb
beispielsweise → Sorbit
(auch Sorbitol) gerne in Zahnpasta und zahnfreundlichen Kaugummis als
Süßungsmittel verwendet wird. Sie sind wasserlöslich und können
teilweise zum Kochen und Backen verwendet werden, lassen sich allerdings
nicht karamellisieren.
Zuckeraustauschstoffe sind kalorienreduziert, da sie aber oftmals eine
geringere Süßkraft als Zucker haben, ist durch die größere Menge des
eingesetzten Zuckeraustauschstoffes der Kaloriengehalt der Speisen
ähnlich wie bei der Verwendung von Zucker. Beispiel: → Sorbit hat einen Brennwert von
10,04 kJ/g (= 2,4 kcal/g) und liegt damit deutlich unter
dem von Haushaltszucker mit 17,2 kJ/g (= 4,1 kcal/g). Die
Süßkraft ist aber um 50 % niedriger als bei Zucker. Um die gleiche
Süße zu erreichen, muss also die doppelte Menge eingesetzt werden, was
einem Energiegehalt von 20,08 kJ (4,8 kcal) entspräche.
In der EU wird bei den Lebensmittelzusatzstoffen nicht zwischen Süßstoffen (intense sweetener) und Zuckeraustauschstoffen (bulk sweetener) unterschieden, sondern beide unter dem Begriff „Süßungsmittel“ zusammengefasst. Seit dem 13. Dezember 2014 gilt diese Regelung auch in Deutschland [1]. Lebensmittel, die Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff enthalten, müssen den Hinweis „mit Süßungsmittel(n)“ tragen [5].
Ein Nachteil von Zuckeraustauschstoffen ist, dass sie bei übermäßigem Verzehr abführend wirken und zu Bauchschmerzen und Blähungen führen können. Aus diesem Grund müssen Lebensmittel mit einem Anteil von mehr als 10 % an Zuckeraustauschstoffen den Warnhinweis "kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" tragen [5].
Zurzeit sind in der Europäischen Gemeinschaft 19 Süßungsmittel zugelassen. Acht der Süßungsmittel zählen zu den Zuckeraustauschstoffen.
E-Nummer | Energie | Süßkraft | |
Haushaltszucker (Saccharose) | 4,1 kcal pro g | 1 | |
Sorbit | E 420 | 2,4 kcal/g | 0,5 |
Mannit | E 421 | 2,4 kcal/g | 0,3-0,5 |
Isomalt | E 953 | 2,4 kcal/g | 0,5-0,6 |
Polyglycitolsirup | E 964 | 2-4 kcal/g | 0,8 |
Maltit | E 965 | 2,4 kcal/g | 0,6-0,9 |
Lactit | E 966 | 2,4 kcal/g | 0,3-0,4 |
Xylit (Birkenzucker) | E 967 | 2,4 kcal/g | 1 |
Erythrit | E 968 | 0 | 0,6-0,8 |
Tabelle 1: Süßkraft verschiedener Zuckeraustauschstoffe [2] [3]
Maltit kann in der Zutatenliste auch als Maltitsirup oder Maltesirup deklariert werden.
Abbildung 1: Zutatenliste auf Bonbons
Der ADI-Wert gibt die tägliche akzeptable Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake, ADI) an, die auch dann noch als gesundheitlich unbedenklich gilt, wenn die Menge ein ganzes Leben lang aufgenommen wird. Die akzeptable Menge wird in Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht angegeben. Laut der Datenbank von zusatzstoffe-online.de wurden für die hier angeführten Zuckeraustauschstoffe keine ADI-Werte festgelegt.
Natürlich kommt Fruchtzucker in Früchten und Honig vor und ist Bestandteil des Haushaltszuckers. Der Energiegehalt ist genauso hoch wie der von Haushaltszucker, allerdings ist die Süßkraft im Vergleich zu Haushaltszucker etwas höher (150 %) [3].
Fruktose wurde viele Jahre lang als Süßungsmittel für Diabetiker empfohlen, da Fruktose insulinunabhängig in den Zellen aufgenommen wird [6]. Trotz einiger positiver Aspekte kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu dem Schluss, dass Fruktose keine Vorteile gegenüber herkömmlichem Zucker hat [4]. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Auftreten bestimmter Krankheiten und dem Genuss von Fruchtzucker ist schwer nachzuweisen. Viele Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass die Aufnahme von hohen Fruchtzuckermengen starkes Übergewicht und Fettsucht (Adipositas) fördern und das Auftreten des metabolischen Syndroms begünstigen kann. Beim metabolischen Syndrom treten Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Insulinresistenz gleichzeitig auf. Das BfR rät davon ab, Nahrungsmittel für Diabetiker mit Fruchtzucker zu süßen.
Sorbit wurde 1868 entdeckt und ist der älteste bekannte Zuckeraustauschstoff. Gewonnen wird Sorbit vorwiegend aus Maisstärke, in geringen Mengen kommt er natürlich in Früchten, insbesondere in Pflaumen vor. Seit 1929 wird Sorbit als Zuckerersatz verwendet. Er ist wasserlöslich, sowohl koch- wie backfest und stabil gegenüber Säuren. Je nach Empfindlichkeit der betreffenden Person können Mengen zwischen 25 und 50 g täglich abführend wirken.
[1] Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR): Bewertung von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen, Information des BfR vom 1. Juli 2014
[2] Zusatzstoffe-online.de: Detaillierte Beschreibung der einzelnen Zuckeraustauschstoffe
[3] Deutsche Apotheker Zeitung: Süße
Alternativen. Zugriff 11.02.2021
[4] Bundesinstitut für Risikobewertung:
Erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für Diabetiker nicht
empfehlenswert, Stellungnahme Nr. 041/2009 des BfR vom 06. März
2009
[5] Bundesverband der
Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände - Verbraucherzentrale
Bundesverband e. V. (vzbv): Süße Zusatzstoffe: Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe.
Zugriff 1.8.2017
[6] Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, Susanne Nowitzki-Grimm: Taschenatlas Ernährung, 2017
Bundeszentrum für Ernährung: Süßende Lebensmittel und Süßungsmittel. Zugriff
1.8.2017
Zuckeraustauschstoffe:
Krank von Kaugummi, test 03/2008
Ernährungsportal Baden Württemberg:
Zuckeraustauschstoffe (Link nicht mehr zugänglich).
Didaktik der Chemie / Universität Bayreuth:
Zuckeraustauschstoffe, Vortrag von Julia Kloke, 2006 (Link nicht mehr
zugänglich)
Dorothea Kammerer: Stevia und andere Süßungsmittel, Zeitschrift rhw
management, S. 21 - 24, Ausgabe 1/2012
Franz Binder, Josef Wahler: Zucker - der süße Verführer, 2004
Prof. Dr. Georg Schwedt: Zuckersüße Chemie, Kohlenhydrate & Co, 2010