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Unter dem Begriff Vitamin E werden acht verschiedene Verbindungen
zusammengefasst: α-, β-, γ- und δ-Tocopherol und α-, β-,
γ- und δ-Tocotrienol, wobei RRR-α-Tocopherol die bedeutendste in der
Natur vorkommende Verbindung ist. Die Wirksamkeit der Tocopherole nimmt in der Reihenfolge des griechischen Alphabetes von α bis δ ab. Vitamin E ist fettlöslich [6, 7].
Zum ersten Mal beschrieben Evans und Bishop 1922 einen Faktor in der Nahrung, der für die Fortpflanzungsfähigkeit von Ratten notwendig ist, und nannten ihn Vitamin E. Die Bezeichnung Tocopherol leitet sich von den griechischen Wörtern tokos (=Geburt) und pherein (=tragen) ab. 1968 wurde Vitamin E vom Food and Nutrition Board (USA) als essenzieller Nährstoff anerkannt [8].
Vitamin E gehört zu den Antioxidanzien. Antioxidanzien schützen vor den schädlichen Auswirkungen freier Radikale und verhindern, dass Radikale unerwünschte Reaktionen mit Sauerstoff (Oxidation) eingehen. In diesem Fall reagiert Vitamin E schneller mit den Radikalen (Lipid-Peroxidradikale) und wird bei dieser Reaktion selbst zu einem Radikal, das verglichen mit anderen Verbindungen jedoch stabiler ist. Anschließend wird das Vitamin E durch Vitamin C regeneriert. Neben Vitamin C unterstützen auch andere Substanzen wie Ubichinol die antioxidative Funktion [6, 8, 9].
Neben den Aktivitäten als Antioxidans ist Vitamin E wichtig für die Regulation von Enzymaktivitäten und bei der Transkription von Genen [6]. Unter Transkription wird das Ablesen eines Bereiches der Desoxyribonukleinsäure (DNA) und die Synthese von Ribonukleinsäure (RNA) verstanden. Dabei dient die DNA als Vorlage für die zusammengesetzte RNA.
Das mit der Nahrung aufgenommene Vitamin E wird zusammen mit den Fettverdauungsprodukten in das Dünndarmepithel aufgenommen (resorbiert). Mit Hilfe von Gallsäure werden in der Dünndarmschleimhaut (Dünndarmmukosa) die freien Tocopherole und Tocotrienole zusammen mit weiteren Stoffwechselprodukten wie Triglyzeriden, Cholesterol und anderen fettlöslichen Vitaminen in Chylomikronen eingebaut. Die Chylomikronen dienen als Transportvehikel, die hauptsächlich über das Lymphsystem zur Leber transportiert werden. In der Leber wird das Vitamin E (vorzugsweise α-Tocopherol) an Transportproteine gebunden in Very Low Density Lipoproteine (VLDL) eingebaut und gelangt so in den Blutkreislauf. Im Blut wird das Vitamin E von VLDL an andere Lipoproteine wie Low Density Lipoprotein (LDL) übertragen und zu den Zielorganen transportiert. Vitamin E kommt in allen Zellen des Körpers vor, gespeichert wird es, bevorzugt als RRR-α-Tocopherol, insbesondere im Fettgewebe und der Muskulatur [6, 7, 8]. Durchschnittlich 30 % des mit der Nahrung aufgenommenen Vitamin E wird resorbiert, wobei α-Tocopherol den höchsten Anteil am aufgenommenen Vitamin E hat [7].
Bei der Milch ist der Gehalt an fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin E abhängig vom Milchfettgehalt und dieser wiederum unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Denn je nach Fütterung ändert sich der Fettgehalt und die Zusammensetzung des Milchfetts. Stehen die Kühe im Sommer auf der Weide erhöht sich der Anteil von ungesättigten Fettsäuren [10].
Ausgesprochen viel Vitamin E ist in pflanzlichen Ölen wie Sonnenblumen-, Weizenkeim- und Traubenkernöl sowie Distelöl zu finden. Der Anteil an RRR-α-Tocopherol ist in Sonnenblumen-, Weizenkeim- und Olivenöl besonders hoch, während in Soja- und Maiskeimöl der Anteil an γ-Tocopherol überwiegt [7]. Weitere gute Vitamin-E-Quellen sind Margarine, Nüsse und Samen sowie Vollkornprodukte, insbesondere wenn sie mit Sonnenblumenkernen gebacken sind. Gemüse und Gemüseprodukte, Obst, Milch und Milchprodukte, Fleisch und Fisch hingegen enthalten meist relativ wenig Vitamin E.
Lebensmittel | Vitamin-E-Gehalt in mg pro 100 g |
Weizenkeimöl | 174,0 |
Sonnenblumenöl | 62,5 |
Mandeln süß, frisch (1) | 26,1 |
Maiskeimöl | 25,7 |
Lebertran | 20,0 |
Pflanzenmargarine | 16,0 |
Müslikekse | 12,0 |
Olivenöl | 11,9 |
Sojaöl | 9,5 |
Aal | 8,0 |
Müsli mit Nüssen | 4,8 |
Wirsingkohl frisch, gegart (1) | 2,5 |
Butter | 2,0 |
Hühnerei (roh, ohne Schale) | 2,0 |
Himbeere (1) | 0,9 |
Äpfel | 0,5 |
Quellen: Heseker, Heseker Die Nährwerttabelle. DGE 2023 [5]
(1) Quelle: Universität Hohenheim, Institut für Biologische Chemie und
Ernährungswissenschaft, Vitamin E [3]
Frauen
vom 15. – 65. Lebensjahr: 12 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
65 Jahre und älter: 11 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
Schwangere Frau: 13 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
Stillende Frau: 17 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
Männer
vom 15. – 24. Lebensjahr: 15 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
vom 25. – 50. Lebensjahr: 14 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
vom 51. – 64. Lebensjahr: 13 mg Tocopherol-Äquivalent/Tag
65 Jahre und älter: 12 mg Tocopherol-Äquivalentt/Tag
Der Schätzwert für eine angemessene Vitamin-E-Zufuhr wird in mg-Äquivalent/Tag angegeben, wobei 1 mg RRR-α-Tocopherol-Äquivalent = 1 mg RRR-α-Tocopherol entspricht und dies entspricht 1,49 IE [2].
Der britische National Health Service (NHS) empfiehlt Männern täglich 4 mg Vitamin E und Frauen 3 mg. Da nicht benötigtes Vitamin E im Körper gespeichert wird, muss es nicht täglich mit der Nahrung zugeführt werden [4].
Das US-amerikanische Institute of Medicine gibt folgende Verzehrempfehlungen (Recommended Dietary Allowances, RDAs) für Vitamin E (α-Tocopherol) [9]:
Säuglinge
0 – 6 Monate: 4 mg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
7 – 12 Monate: 5 mg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
Kinder
1 – 3 Jahre: 6 mg/Tag
4 – 8 Jahre: 7 mg/Tag
9 – 13 Jahre: 11 mg/Tag
14 Jahre und älter: 15 mg/Tag
Schwangere Frau: 15 mg/Tag
Stillende Frau: 19 mg/Tag
Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln ist Vitamin E weitestgehend stabil. Empfindlich reagiert Vitamin E auf Sauerstoff und Peroxide. Auch das wiederholte Erhitzen beispielsweise von Speiseöl ist kritisch. Speiseöle sollten deshalb diesen Einflüssen nicht ausgesetzt werden [6].
Mangelerscheinungen treten bei der westlichen Ernährungsweise nur selten auf. Mögliche Ursachen für einen Vitamin-E-Mangel sind genetische Anomalien und chronische Krankheiten des Magen-Darm-Traktes mit Störungen der Fettverdauung und Fettabsorption [6, 8].
Vitamin E ist relativ ungiftig und wird auch noch in hohen Dosen der 15 bis 50-fachen täglich empfohlenen Aufnahmemenge vertragen [6]. Laut dem britischen NHS ist es unwahrscheinlich, dass die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit 540 mg (800 IU) Vitamin E oder geringeren Mengen schädlich ist [4].
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Vitamine und Mineralstoffe Höchstmengen, die sogenannten „Tolerable Upper Intake Level“ festgelegt. Für Vitamin E ist die tägliche Höchstmenge für einen Erwachsenen 300 mg [1].
[1] European Food Safety Authority (EFSA) (2018): Summary of Tolerable Upper Intake Levels. Zugriff am 05.05.2021
[2] Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr,
D-A-CH-Referenzwerte der DGE, ÖGE, SGE/SVE: Vitamin E (Tocopherole). Zugriff am 14.06.2021
[3] Universität Hohenheim, Institut für Biologische
Chemie und Ernährungswissenschaft, Vitamin E. Zugriff am 14.06.2021
[4] NHS (Hrsg.): Vitamin
E. Page last reviewed: 03. August 2020. Zugriff am 01.03.2024
[5] Heseker, Prof. Dr. Helmut; Heseker, Beate: Die Nährwerttabelle. Deutsche
Gesellschaft für Ernährung e. V., 2023
[6] Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa: Ernährungslehre, 4. Auflage, 2019
[7] Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Prof. Dr. Peter Grimm: Taschenbuch
Ernährung, 7. Auflage, 2017
[8] Dr. Anna Stahl, Prof. Dr. Helmut Heseker (2010): Vitamin E: Physiologie, Funktionen, Vorkommen, Referenzwerte und Versorgung in Deutschland. Ernährungs Umschau 11/10. Zugriff am 15.06.2021
[9] National Institutes of Health. Office of Dietary Supplements (Hrsg): Fact Sheet for Health Professionals: Vitamin E. Updated: 26.03.2021. Zugriff am 01.03.2024
[10] Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2010): Milch – Das vielseitigste Nahrungsmittel der Welt. Zugriff am 16.06.2021