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Waschmaschinen sind in unserer Zeit unentbehrlich geworden. Aber es war ein langer Weg bis zu den heutigen modernen Waschvollautomaten. Eine der ersten mechanischen Waschmaschinen baute der Pfarrer Gotthard Friedrich Stender. Der Regensburger Pfarrer Jacob Christian Schäffer (1718 – 1790) stellte 1766 einen verbesserten Nachbau dieser Maschine in seiner Veröffentlichung "Die bequeme und höchst vortheilhafte Waschmaschine" vor. Sie bestand aus einem Holzbottich, in dem ein Waschwerk mit einer Kurbel gedreht wurde ( Abbildung der Waschmaschine von Jacob Christian Schäffer). Da Waschmaschinen sehr teuer waren, blieben sie über viele Jahre ein Luxusartikel. Noch 1898 beschrieb Hedwig Albrecht im „Neuen bürgerlichen Kochbuch“ wie Wäsche in einem Waschkessel mit Soda und Schmierseife gekocht wurde. Der Siegeszug der Waschmaschine begann in Deutschland in den 1960er Jahren: 1962 besaßen 9 % der Haushalte eine Waschmaschine, 1973 waren es 59 % [2] und im Jahr 2021 stieg der Anteil auf 96,2 % [1] → historische Waschmaschinen.
In Europa sind die meisten Waschmaschinen Trommelwaschmaschinen, bei denen sich die Trommel um eine horizontale Achse dreht. Bei diesem Waschmaschinentyp wird zwischen Front- und Topladern unterschieden. Bei Frontladern befindet sich die Einfülltür an der Vorderseite der Waschmaschine, während bei Topladern die Waschtrommel von oben beladen wird. In den USA, Asien und Australien dagegen sind Bottichwaschmaschinen noch weit verbreitet (siehe Abbildung 3) → Bottichwaschmaschinen. Um die Waschtrommel herum liegt der Laugenbehälter, der aus Edelstahl oder Kunststoff gefertigt sein kann.
Abbildung 3: Lage der Trommel bei verschiedenen Waschmaschinentypen
Bei den meisten Waschmaschinen wird die Waschtrommel über einen
Keilriemen durch einen Motor gedreht (siehe Abbildung 1 und 2). Andere
Hersteller haben inzwischen aber auch Waschmaschinen mit einem
sogenannten "Direct drive" (englisch: direkter Antrieb) entwickelt, bei
dem der Motor an der Waschtrommel liegt. Durch die direkte
Kraftübertragung sollen Vibrationen und Geräuschentwicklung reduziert
werden.
In der Waschtrommel befinden sich
die Mitnehmer (siehe Abbildung 4). Sowohl in der Waschtrommel wie auch
in den Mitnehmern sind Löcher zu erkennen. Bei der Drehung der Trommel
wird sowohl die Wäsche wie auch ein Teil des Wassers "mitgenommen". Das
Wasser fließt durch die Löcher der Mitnehmer von oben wieder auf die
Wäsche (siehe Abbildung 5).
Im oberen Teil der Maschine befinden sich die Bedienelemente und die Schublade für Wasch- und Pflegemittel. In dieser Schublade ist die Kammer für den Hauptwaschgang üblicherweise mit einem Waschbottich mit zwei Strichen, die für den Vorwaschgang mit einem Strich gekennzeichnet. Bei den meisten Waschmaschinen gibt es ein zusätzliches Fach für Weichspüler oder Stärke.
Zum Beladen wird die Tür geöffnet und die Wäsche in die Waschtrommel eingefüllt. Für ein rückenschonendes Arbeiten sollte man zum Befüllen der Waschmaschine in die Knie gehen und nicht mit krummem Rücken arbeiten.
Abbildung 4: Sicht in die Waschtrommel
Abbildung 5: Funktion der Mitnehmer
Haushaltswaschmaschinen haben in der Regel nur einen Kaltwasseranschluss. Beim Starten des Waschprogramms fließt das Wasser aus der Wasserleitung, durch die entsprechende Waschmittelschublade und spült das Waschmittel in den Laugenbehälter. Durch die Löcher der Waschtrommel strömt die Waschlauge in die Trommel. Die Waschlauge wird auch als "Waschflotte" bezeichnet und in die gebundene und freie Flotte weiter differenziert. Die "gebundene Flotte" ist der von der Wäsche aufsaugte Anteil der Waschflotte, wohingegen der nicht aufgesaugte, also freie Anteil "freie Flotte" genannt wird. Für den Waschvorgang wird die Waschlauge durch einen Heizstab auf die eingestellte Temperatur erhitzt. Je höher die eingestellte Temperatur, umso mehr Energie wird benötigt, um das Wasser zu erwärmen. Nach dem Waschen oder Spülen pumpt die Laugenpumpe die Waschflotte bzw. das Spülwasser ab, es wird über den Ablaufschlauch in das Abflusssystem geleitet.
In Waschmaschinen mit einem Umflutsystem sind zwei Pumpen installiert: eine Ablaufpumpe und eine Umflutpumpe. Die Ablaufpumpe pumpt Waschlauge/Spülwasser aus dem Laugenbehälter ab, während die Umflutpumpe dafür sorgt, dass während des Waschvorgangs die Waschlauge über einen Verbindungsschlauch wieder in die Trommel zurückgeführt wird. Das Umfluten sorgt für eine bessere Ausnutzung des Waschmittels, weil die Waschflotte nicht im Laugenbehälter verbleibt, sondern immer wieder in die Waschtrommel zurückgepumpt wird.
Aus Australien kommt die weltweit kleinste Waschmaschine. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des guten alten Waschbrettes und wurde erfunden, damit man auch unterwegs Wäsche waschen kann. Sie wiegt 150 g und kann auf Hosentaschengröße zusammengefaltet werden. Ausgefaltet wird es zu einem wasserdichten Sack, in dem sich ein flexibles Waschbrett mit Noppen befindet. Die Wäsche wird zusammen mit Wasser und Waschmittel in den Sack gefüllt. Nach dem Schließen wird die überflüssige Luft entlassen und dann geschrubbt. Zum Schluss muss die Wäsche noch gespült und getrocknet werden Video zum Scrubba Wash Bag.
Haben Menschen keinen oder nicht ausreichen Zugang zu Elektrizität,
wird auch ein für uns übliches Haushaltsgerät wie eine Waschmaschine zum
Luxus. Studenten vom Massachusetts Institute of Technology (MIT)
entwickelten in vier Jahren eine Waschmaschine mit Pedalantrieb, ein
"bicilavadora". Der Begriff ist eine Kombination der spanischen Wörter
für "Fahrrad" und "Waschmaschine". Ein Prototyp der Maschine steht in
einem Waisenhaus in Ventanilla, nahe Lima (Peru).
Video: Das bicilavadora in
Peru.
Eine stromlose Waschmaschine entworfen von einer indischen Schülerin,
die nach der Schule zu müde war, noch die Wäsche zu wachen.
Video: Remya
Jose's Pedal Washing Machine.
Mit Waschmaschinen lässt sich nicht nur waschen, sondern auch Kunst machen. Das zeigen der Mathematiker Felix Günther von der TU Berlin und der Künstler Martin Stiefel.
Eine "Sendung mit der Maus" über das Phänomen der verschwundenen Socken in Waschmaschinen
[1] Statistisches Bundesamt: Ausstattung privater Haushalte mit elektrischen
Haushalts- und sonstigen Geräten - Deutschland. Zugriff am 18.02.2022
[2] Viktor Fast (2006): Die Technisierung der Hausarbeit von 1950 bis 1970. Bachelorarbeit Universität Bielefeld, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. Zugriff am 19.11.2020
Jacob Christian Gottlieb Schäffer: Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine.
Wie solche in den damit gemachten Versuchen bewährt gefunden und damit
dieselbe um so sicherer und nützlicher gebraucht werden könne hin und
wieder abgeändert und verbessert worden. Regensburg: Zunkel, 1766
Wikipedia-Eintrag: Direct drive
mechanism. Zuletzt aufgerufen am 23.05.2012
Offenlegungsschrift DE 10 2007 044 882 A1: Kunststoff-Laugenbehälter für eine Waschmaschine oder
einen Waschtrockner, Offenlegungstag: 09.04.2009
Using Your Scrubba Wash
Bag. Zugriff am 19.11.2020
MIT Students Create Bicycle-Powered Washing Machine
redOrbit.com. Veröffentlicht am 18.02.2009
EP2559803 A1: Waschmaschine mit einem Laugenbehälter
und Umflutpumpe. Miele & Cie. KG, Veröffentlichungsdatum
20.02.2013
Europäisches Patentregister: Alle
Dokumente: EP2559803. Zugriff am 19.11..2020
Mitschek (Hrsg.), Haushaltstechnik, Bildungsverlag EINS, 2003
Dr. Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze, 2010
Hedwig Albrecht: Neues bügerliches Kochbuch, 1898