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Bei der Textilreinigung wird das Wasser durch ein Lösemittel ersetzt. Der häufig benutzte Ausdruck, dass in der Reinigung "trocken" gewaschen wird, bezieht sich nur darauf, dass die Lösemittel wasserfrei sind. Eingesetzte Lösemittel sind heutzutage Kohlenwasserstofflösemittel (KWL) und Perchlorethylen (PER).
Anfänglich wurden ganz andere Lösemittel eingesetzt. Durch Zufall wurde um 1825 die reinigende Wirkung von Terpentinöl entdeckt. Zwar entfernte dieses Lösemittel sehr gut fettige Substanzen und Harze, die Bekleidung roch aber anschließend unangenehm. Das besserte sich um 1830 mit dem Einsatz von Benzol, das aber wiederum den Nachteil hat, sehr feuergefährlich und giftig zu sein. Auch das ab 1850 verwendete Leichtbenzin entzündet sich sehr leicht. Abhilfe schaffte der ab 1910 verwendete Tetrachlorkohlenstoff, der zwei positive Eigenschaften miteinander verbindet: Er brennt nicht und wirkt zusätzlich noch stärker fettlösend als Benzin. Für den Einsatz dieses Lösemittels wurden neue Maschinen entwickelt, die sowohl reinigten, schleuderten und trockneten. Die Entwicklung ging weiter: Ab 1929 wurde in Deutschland und einigen anderen Ländern Trichlorethylen eingesetzt, das ab 1930 immer mehr durch das auch heute noch verwendete Perchlorethylen (Tetrachlorethen) verdrängt wurde. Als man herausfand, dass einige Färbungen und Drucke die Reinigung mit Perchlorethylen nicht unbeschadet überstanden, wurde nach einem neuen Lösemittel gesucht. Die Mittel der Wahl sollten Trichlortrifluorethan FCKW 113 und Trichlorfluormethan FCKW 11 sein. Als sich jedoch herausstellte, das FCKW die Ozonschicht schädigt, wurde deren Verwendung ab 1993 verboten. Ersetzt wurde es durch Kohlenwasserstofflösemittel (KWL), für dessen Einsatz die ersten Maschinen bereits 1991 auf den Markt kamen.
Wasser lässt viele Fasern aufquellen, einige Gewebe und Fasern wie beispielsweise Wolle und Seide sind im nassen Zustand sehr empfindlich, sie können beim Waschen beschädigt und verformt werden. Wolle kann verfilzen oder einlaufen und Seidenfasern können schnell reißen. Da bei der Textilreinigung die Fasern nicht aufquellen, kommt es auch zu keiner Formveränderung, deshalb wird dieses Verfahren für einige Bekleidungsstücke empfohlen → Pflegekennzeichen.
Abbildung 1: Frontansicht einer KWL-Textilreinigungsmaschine
Maschinen für die Textilreinigung sind völlig anders aufgebaut als
Waschmaschinen. Bei der Waschmaschine wird das verschmutzte Wasser nach
dem Waschvorgang in die Kanalisation gepumpt und anschließend in der
Kläranlage gefiltert und aufbereitet. Bei Textilreinigungen dagegen geht
das nicht, hier muss dafür gesorgt werden, dass nur sehr geringe Mengen
Lösemittel in die Umwelt gelangen. Neue KWL-Anlagen fallen unter die
Bundes-Immissionsschutzverordnung. Das Reinigen und Trocknen der
Textilien mit Lösemitteln erfolgt in einem geschlossenen System, es
findet also kein Umladen in einen Trockner statt. Nach dem Beladen der
Trommel wird diese selbsttätig verriegelt und darf erst wieder geöffnet
werden, wenn die KWL-Konzentration in der Trommel den Wert von 5 g
pro Kubikmeter unterschreitet. Das eingesetzte Lösemittel wird noch in
der Maschine gründlich gereinigt und anschließend wiederverwendet.
Hierfür verfügen heutige Textilreinigungsmaschinen über ein mehrstufiges
Filtersystem, mit dem das Lösemittel vom Schmutz getrennt wird. Der
zurückgehaltene Schmutz (Destillationsschlamm) wird von Spezialfirmen
entsorgt und wiederaufbereitet. Die Menge des eingesetzten Lösemittels
und der angefallene Destillationsschlamm müssen aufgezeichnet und eine
Lösemittelbilanz erstellt werden, aus der hervorgeht, wie viel
Lösemittel ausgetreten ist. Der Emissionsgrenzwert bei einer KWL-Anlage
beträgt 20 g Lösemittel pro kg Ware.
Textilreiniger und die neue Bundes-Immissionsschutzverordnung (31. BImSchV)
Abbildung 1 zeigt die Frontansicht einer KWL-Maschine. Die Rückansicht
in Abbildung 2 gibt einen Eindruck von der Komplexität einer solchen
Maschine.
Abbildung 2: Rückseite einer KWL-Textilreinigungsmaschine
Die Trommel liegt in einem Trommelgehäuse, das dem Laugenbehälter bei einer Waschmaschine (→ Aufbau Waschmaschine) entspricht. Das Lösemittel befindet sich im Trommelgehäuse und tritt durch Löcher in die Trommel ein. In der Trommel sind Mitnehmer angebracht, die dafür sorgen, dass die Wäsche gedreht wird und das Lösemittel immer wieder von oben die Textilien benetzt → Mitnehmer. Die Sauberkeit der Wäsche wird durch zwei Faktoren beeinflusst, die Mechanik und das Lösemittel mit den Zusätzen wie Reinigungsverstärker → siehe auch Waschfaktoren.
Abbildung 3: Touchscreen Bedienelemente und Display
Abbildung 4: Druckmesser
Die gezeigte Maschine hat drei verschiedene Tanks, in denen sich Lösemittel befindet: einen Arbeitstank, einen Reintank und einen Schmutztank. Aus dem Arbeits- oder dem Reintank wird das Lösemittel in die Waschtrommel geleitet und die Wäsche gereinigt. Das schmutzige Lösemittel wird anschließend wieder aufbereitet.
Im Nadelfänger, einem perforierten Edelstahlsieb, werden Knöpfe, Nadeln, Flusen etc. zurückgehalten. Durch ihn werden die Pumpen und Ventile vor Verschmutzungen geschützt.
In dieser Filterstufe wird das Lösemittel von unlöslichem Pigmentschmutz wie beispielsweise Ruß, Straßenstaub, Rost oder Schminke befreit.
Bei der Destillation werden gelöste Bestandteile und Flüssigkeiten wie z. B. Wasser, Reinigungsverstärker, Fette, Öle und Kochsalz von dem Lösemittel getrennt ( Destillation in der Wikipedia). Zuerst wird das Lösemittel bis zum Siedepunkt erhitzt. Die Siedetemperatur von Wasser ist 100 °C, von Perchlorethylen 121 °C und von Kohlenwasserstofflösemitteln zwischen 185 und 210 °C. Da der Siedepunkt der Lösemittel höher ist, verdampft das Wasser während des Erhitzens. Anschließend erfolgt die Trennung im Destillationskühler. Das destillierte Lösemittel fließt in den Reintank.
Neben dem Lösemittel werden den Reinigungsbädern Reinigungsverstärker zugesetzt. Die automatische Dosierung erfolgt mit einer RV-Dosiereinrichtung.
Durch die Imprägnierung werden die Gewebe wasser- und schmutzabweisend. Das Aufbringen der Imprägnierung erfolgt computergesteuert.
Nach dem Reinigen der Bekleidungsstücke werden sie geschleudert und anschließend getrocknet. Um das Lösemittel aus der Trocknungsluft zu entfernen, gibt es die Kälteanlage. Der Dampf aus dem Trocknungsvorgang wird stark heruntergekühlt und das kondensierte Lösemittel zurückgewonnen.
Die Wäsche wird nach Farbe, Empfindlichkeit und Art der Flecken sortiert. Anschließend werden alle wasserlöslichen Flecken mit Vordetachiermitteln entfernt → Schmutzarten. Dieser Arbeitsschritt ist nach wie vor Handarbeit. Auf einem Lochbrett werden mit einem geeigneten Detachiermittel und Wasser die Flecken aus dem Gewebe ausgeklopft (niemals gerieben).
Die Textilien werden mit dem geeigneten Lösemittel gereinigt und getrocknet. Damit weiße Wäsche nicht vergraut, wird hierfür das Lösemittel aus dem Reintank verwendet, während für die dunkle Wäsche das Lösemittel aus dem Arbeitstank eingesetzt wird.
Einige Flecken sind erst nach der Reinigung zu sehen oder besonders hartnäckig; diese werden in der Nachdetachur entfernt.
Beim Finishen werden die Bekleidungsstücke geglättet und in Form gebracht. Für diesen Arbeitsschritt werden → Finisher, → Bügelpressen und → Dampfbügelsysteme eingesetzt.
Man kann aber auch in einer Textilreinigung auch Musik machen: https://vimeo.com/29273575
Praxisleitfaden,
Lösemittelverordnung: KWL-Textilreinigung, Bezirksamt
Charlottenburg-Wilmersdorf, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Unterschied
Reinigen / Waschen, Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft e.V. (bdew)
KWL-Maschinen, Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (bdew)
Technik
der Maschinen für das Lösungsmittel PER, Bundesverband der
Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (bdew)
Arbeitsablauf, Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (bdew)
Was ist "KWL" ?,
Textilreiniger-Innung Schwaben
B-SERIE,
technische Daten, satec international
Textilreiniger und die neue
Bundes-Immissionsschutzverordnung (31. BImSchV),
Textilreiniger-Innung Osnabrück-Emsland, Stand 2.9.2004
Wir danken dem Team der Textilreinigung Sauberland
für die freundliche Unterstützung.