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Fliesen sind seit mehr als 5000 Jahren bekannt. Die ältesten Stücke werden auf 1375 bis 1358 v. Christus datiert. Die industrielle Herstellung von Fliesen wurde zuerst in England entwickelt. 1756 gelang es John Sadler ein Verfahren zu entwickeln, mit dem die Herstellung bedruckter Fliesen gelang. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts breitete sich die maschinelle Fliesenproduktion über ganz Europa aus. Auch heute noch werden Fliesen gerne verwendet.
Keramikfliesen werden aus Ton hergestellt. Die für die Herstellung verwendete Masse besteht aus Ton, dem Quarzsand, Feldspat oder Schamotte in unterschiedlichen Mengen zugesetzt werden. Die Masse wird in Form gebracht, getrocknet und anschließend gebrannt. Durch das Brennen wird die Masse verdichtet. Je höher die Brenntemperatur ist, umso dichter und härter wird der keramische Scherben.
Die Oberfläche der Fliesen kann unglasiert bleiben
oder glasiert werden. Je nachdem wie porös die Oberfläche einer Fliese
ist, nimmt sie mehr oder weniger Wasser auf. Die Wasseraufnahme wird in
Gewichtsprozent angegeben; umso mehr Wasser eine Fliese aufnehmen kann,
umso weniger frostbeständig ist sie. Erläuterung:
Durch die Anomalie des Wassers dehnt sich Wasser beim Frieren aus
und sprengt die Fliesen.
Für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche müssen Fliesen bestimmte
Eigenschaften aufweisen. So wird die Abriebgruppe bestimmt, die die
Biegefestigkeit (Zugfestigkeit), die chemische Beständigkeit,
Fleckenbeständigkeit, Temperaturwechselbeständigkeit und die
Wärmeleitzahl. In Arbeitsräumen müssen die Fliesen rutschhemmend sein. Weitere
Eigenschaften: Keramik ist nicht brennbar, licht- und farbecht.
Es werden folgende Keramikfliesen unterschieden:
Steingutfliesen werden bei ca. 950-1100 °C gebrannt. Wegen ihrer porösen Oberfläche haben diese Fliesen eine mittlere bis hohe Wasseraufnahme. Fliesen mit einer Wasseraufnahme >10 % gehören zur Gruppe BIII und sind nicht frostbeständig, es gibt sie nur in glasierter Ausführung.
Steinzeugfliesen werden bei einer Temperatur von ca. 1150-1350 °C gebrannt. Sie haben eine Wasseraufnahme von ≤3 Gewichtsprozent. Diese Fliesen können glasiert und unglasiert sein und gelten als frostbeständig. Unglasierte und glasierte Steinzeugfliesen sind mit Ausnahme von flusssäurehaltigen Reinigungsmitteln (und deren Verbindungen) gegen Haushaltschemikalien beständig. Eine Imprägnierung von unglasierten Steinzeugfliesen ist möglich und schützt vor Verschmutzungen.
Feinsteinzeugfliesen werden bei einer Temperatur von ca. 1200 °C gebrannt. Sie haben eine Wasseraufnahme von ≤0,5 Gewichtsprozent und sind deshalb frostbeständig. Der Scherben ist feinkörnig, die Oberfläche wenig porös (mikroporös) und sie sind auch für stark beanspruchte Bereiche geeignet. Die Oberfläche der Fliesen kann glatt, strukturiert oder rutschhemmend sein; die Bewertungsklassen reichen von R9-R13. Feinsteinzeugfliesen werden unglasiert, poliert, bedruckt und glasiert angeboten. Von einer Imprägnierungen der Feinsteinzeugfliesen rät die RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung ab. Wegen der geringen Porengröße der Feinsteinzeugfliesen dringt die Imprägnierung nicht tief ein, weshalb keine dauerbeständige Oberfläche entsteht. Eine Einpflegen mit Pflegedispersion kann die Trittsicherheit der Fliesen stark verändern [4].
Nach dem Verlegen muss der Bauschutt und Zementschleier entfernt werden, hierfür werden spezielle Zementschleierentferner angeboten.
Da glasierte Oberflächen glatt sind, sind sie sehr gut
zu reinigen. Glasierte Fliesen können → gekehrt, → gesaugt und → nass gewischt werden. Als
→ Reinigungsmittel
bietet sich ein Universalreiniger (neutral oder alkalisch) oder im
Sanitärbereich gegen Kalkablagerungen ein saurer Reiniger an. Dabei ist
zu bedenken, dass saure Reiniger Zementfugen angreifen, diese sollten
deshalb vorgewässert werden. Starke Verschmutzungen können mit
Scheuermilch oder einem Ceranfeldschaber entfernt werden. Rutschhemmende
Fliesen sollten vor der manuellen Nassreinigung gefegt oder gesaugt
werden, da beim Wischen grobe Verschmutzungen wie Haare nur sehr schwer
zu entfernen sind. Im Nassbereich müssen von Zeit zu Zeit die Fugen
gereinigt werden.
Eine Reinigung mit → Hochdruckreiniger, → Dampfreiniger oder eine maschinelle Reinigung
(beispielsweise mit Scheuersaugmaschinen) ist möglich.
Unterhaltsreinigung ist durch → Saugen, → Kehren, → staubbindendes wischen und → nass Wischen möglich.
Steinzeugfliesen werden mit Allzweckreiniger oder Alkoholreiniger gereinigt. Bei Bedarf können alkalische oder saure Reinigungsmittel eingesetzt werden. Sind Fliesen imprägniert, sollten unbedingt die Angaben des Herstellers zur Unterhaltsreinigung beachtet werden.
Für Feinsteinzeugfliesen können tensidfreie Reinigungsmittel und für Feinsteinzeugfliesen geeignete alkalische oder saure Produkte verwendet werden. Bei Reinigungsmitteln mit Tensiden besteht das Problem, dass Reinigungsmittellösung in die Mikroporen eindringt und nach dem Verdunsten Tensidreste in den Poren zurückbleiben können. Durch die Eigenschaft der Tenside kleinste Staubpartikel zu binden, besteht die Gefahr, dass die Fliesen mit der Zeit langsam vergrauen. Alkalische Reinigungsmittel werden oft dazu genutzt Verschmutzungen durch Fett oder Öl zu entfernen. Diese Fette oder Öle „verseifen“ jedoch durch die Alkalien. So entsteht bei der Reinigung wasserlösliche Seife, die zu den Tensiden zählt. Deshalb müssen in diesem Fall nach der Verwendung alkalischer Reinigungsmittel in einem zweiten Arbeitsschritt die Tenside mit Wasser von dem Bodenbelag entfernt werden. Das Gleiche gilt nach dem Gebrauch eines sauren, tensidhaltigen Reinigungsmittels. Auch hier muss der Boden von Tensidresten befreit werden. Vor der Verwendung eines sauren Reinigungsmittels müssen die Zementfugen vorgewässert werden [4].
Grobe Verschmutzungen sollten zuerst
durch → Saugen, → staubbindendes wischen oder → Kehren
entfernt werden. Anschließend folgt ein → zweistufiges
Nasswischverfahren. Optimal sind Mikrofaserbezüge für das
→ Breitwischgerät, denn Fasern aus → Baumwolle, → Viskose oder → Polyestergemisch dringen nicht in die Mikroporen der Oberfläche ein. Eine maschinelle Reinigung mit einer → Scheuersaugmaschine ist ebenfalls möglich. Hierfür eignen sich textile Faserpads aus Aktiv- oder → Mikrofaser. Besonderes Augenmerk gilt polierten Feinsteinzeugfliesen. die etwas größere Mikroporen aufweisen. Da bei tensidfreien Reinigungsmitteln (→ Tenside) die Oberflächenspannung des Wassers erhalten bleibt, besitzt die Reinigungsmittellösung weniger gute Benetzungseigenschaften. Deshalb können bei polierten Feinsteinzeugfliesen leicht Wischspuren entstehen, die sich durch gründliches Nachwischen mit einem nebelfeuchten oder trockenen Mikrofaserbezug vermeiden lassen [4].
Gütegemeinschaft Gebäudereinigung e. V. (Hrsg.): Konzept zur Reinigung von Feinsteinzeugfliesen. Ausgabe April 2021
Video zur Reingung von Feinsteinzeug.
Veröffentlicht am 15.10.2014
Da die Oberfläche von Steinzeugfliesen und Feinsteinzeugfliesen etwas porös ist, können hier Verschmutzungen in die Oberfläche eindringen. Beim Fachhändler erhält man Intensivreiniger zur Grundreinigung des jeweiligen Bodens. Eventuell vorhandene Imprägnierungen müssen anschließend erneuert werden.
Ablagerungen auf Fliesen können durch Kalkablagerungen kommen. Es ist aber auch möglich, dass es sich hierbei Alkalisilikate handelt, dem sogenannten Wasserglas. Die Ablagerungen kommen beispielsweise in Nassbereichen oder auf dem Balkon vor. Sie entstehen, wenn Feuchtigkeit durch Mörtelfungen eindringt und sich unter den Fliesen sammelt. Steigt die Temperatur tritt dieses Wasser über die Oberfläche der Fliesen oder undichte Fugen nach außen und bildet den unschönen Belag. Anders als Kalkflecken lassen sich die Ablagerungen nicht mit einem sauren Reiniger entfernen. Stattdessen wird ein Pumie-Stick, ein Reinigungsstein aus Lavagestein empfohlen. Nach dem Anfeuchten lassen sich mit dem Stein die Beläge abrubbeln. Eine allerdings mühsame Prozedur [1, 2, 3].
fliesen24.com: Fliesen - Richtig Reinigen und Pflegen. Zugriff
31.05.2024
FRT-Leitfaden für mineralische Bodenbeläge, Stand: 10.2013. Zugriff am 31.05.2024
Fliesenlexikon
Villeroy-Boch
[1] Johann Penz - Handel Bautenschutzstoffe (Hrsg): Ausblühungen an Fliesenfugen-/Fliesen -ursache – vermeiden. Zugriff am 08.02.2021
[2] Jeikner GmbH & Co. KG (Hrsg.): Pumie-Stick Schrubbstein. Zugriff am 08.02.2021
[3] Andreas Carl: Graue Ablagerungen auf Fliesen. rhw management, S. 35, 1-2/2021
[4] Gütegemeinschaft Gebäudereinigung e. V. (Hrsg.) (2021): Konzept zur Reinigung von Feinsteinzeugfliesen. Zugriff am 02.06.2021
Fachverband des deutschen Fliesengewerbes im Zentralverband des
deutschen Baugewerbes e.V. (Hrsg.) Wilhelm Joliet, Die Geschichte der
Fliese, 1996
Lutz, Praxisleitfaden Gebäudereinigung, 2008
Niemer, Praxis-Handbuch Fliesen, 1994
Wilhide, Fußböden: Die idealen Materialien für jeden Raum, 1998