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Ein edles Getränk kommt in einem entsprechenden Gefäß noch besser zur Geltung. Seit Jahrhunderten bemühen sich Menschen, schöne Trinkgläser zu gestalten. Neben der Ästhetik haben Trinkgefäße jedoch auch einen ganz praktischen Nutzen zu erfüllen.
Die günstigste Variante, Trinkgläser herzustellen, ist Pressglas. Bei Pressgläsern wird die Glasmasse entweder in eine Form gepresst oder geblasen. Besteht die Form aus mehreren Teilen, können Nähte entstehen. Heutzutage wird Pressglas industriell gefertigt. Das Glas ist meist dickwandiger und deshalb spülmaschinengeeignet. Edler und teurer sind mundgeblasene Gläser. Materialien zur Glasherstellung sind einfaches Glas, Kristallglas oder Bleikristallglas. Kristallglas enthält Zusätze von Metalloxiden oder -ionen, Bleikristallglas ist mit Bleioxid versetzt. Kristall- und Bleikristallglas zeichnen sich durch ihr Farbenspiel im Licht aus. Der von Strasser 1790 erfundene bleireiche Strass erreicht fast das Lichtbrechungsvermögen von Diamanten.
Es gibt verschiedene Grundformen, die im Laufe der Zeit mannigfaltig
verändert wurden und immer noch werden.
Kelchgläser sind Gläser mit einem Fuß, Stiel und einem
Kelch. Die Form des Kelches wiederum variiert, er kann gerade nach oben
zulaufen (siehe Abbildung 1), sich nach oben verjüngen (Tulpenform,
Abbildung 2), in der Mitte bauchig sein (Apfelform, siehe Abbildung 3)
oder am Rand ausgestellt (ausgestellte Form, Abbildung 4).
Schalen haben ebenfalls einen Fuß und einen Stiel, der
Kelch oben bildet aber eine Schale (Abbildung 13).
Becher besitzen weder einen Fuß noch einen Stiel, haben
aber häufig einen dickeren Boden (Abbildung 14).
Bei Fußbechern dagegen sitzt der Becher ohne Stiel
direkt auf dem Fuß.
Abbildung 1: gerade Form | Abbildung 2: Tulpenform | Abbildung 3: Apfelform | Abbildung 4: ausgestellte Form |
Abbildung 1: gerade Form |
Abbildung 2: Tulpenform |
Abbildung 3: Apfelform |
Abbildung 4: ausgestellte Form |
Aber warum gibt es die verschiedenen Glasformen und -arten? Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich anschauen, wie wir Geschmack wahrnehmen. Mit unserer Zunge können wir nur vier Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, salzig und bitter. Als weitere Geschmacksqualität wird noch umami hinzugezählt. Umami ist weniger eine Geschmacksrichtung als die Beschreibung für würzig, wohlschmeckend, fleischig. Eine Substanz, die diesen Geschmackseindruck hervorruft, ist Glutamat, das zur Verstärkung des Eigengeschmackes von Speisen eingesetzt wird. Alle anderen Geschmäcker riechen wir, weshalb man mit geschlossener Nase geschmacklich einen Apfel kaum von einer Zwiebel unterscheiden kann. Zusätzlich nehmen wir mit der Zunge die Temperatur und die Beschaffenheit eines Getränkes wahr.
Ein Glas bewirkt keine Wunder, aber es kann die positiven Eigenschaften
eines Getränkes wahrnehmbar machen und sie erhalten. Farblose Gläser
beispielsweise ermöglichen es, die Farbe und die Beschaffenheit eines
Weines zu sehen. Gläser, die sich nach oben verjüngen, sorgen dafür,
dass der Geruch eines Getränkes im Glas verbleibt und sich nicht so
schnell verflüchtigt, so kann das ganze Aroma intensiver wahrgenommen
(gerochen) werden.
Ein dünnwandiges Glas nimmt sehr schnell die Temperatur des Getränkes an
und nicht umgekehrt. Einige Rotweine benötigen für die Entfaltung ihres
Aromas eine große Oberfläche, die durch ein großes Glas erreicht wird
(Abbildung 5). Weißwein wird kühler als Rotwein getrunken, weshalb diese
Gläser kleiner sind und der Wein nicht so lange im Glas steht (Abbildung
6 und 7).
Beim Whisky werden einige Sorten (z. B. Bourbon, Blended) mit Eis
getrunken, hierfür ist ein kleiner Tumbler (siehe Abbildung 15)
angemessen, er hat einen dicken Boden, der die Kälte hält, und genug
Platz für Eiswürfel. Malt oder Single Malt Whisky wird eher aus
kleineren Gläsern und ohne Eis getrunken (Abbildung 16 und 17). Das
Glencairn-Glas ist speziell für den Whisky-Genuss entworfen worden.
Wasser kann in gestielten Gläsern oder Bechern serviert werden, die Wahl
hängt vom Anlass ab, ein gestieltes Glas passt besser zu einer
festlichen Tafel als ein Becher. Limonade wird meist in einem großen
Becherglas serviert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Gläser, die für
den Ausschank von offenen Getränken verwendet werden, einen Eichstrich haben müssen.
Schließlich und endlich hat die Wahl des Trinkglases auch viel mit dem persönlichen Geschmack und der Mode zu tun (Abbildungen werden in der Mobilansicht ausgeblendet).
Abbildung 5: Rotweinglas | Abbildung 6: Weißweinglas | Abbildung 7: Weißweinglas |
Abbildung 8: Biertulpe | Abbildung 9: Bierstange | Abbildung 10: Bierschwenker |
Abbildung 11: Bierkrug (0,3 l) | Abbildung 12: Sektkelch | Abbildung 13: Sektschale |
Abbildung 14: großer Trumbler | Abbildung 15: kleiner Trumbler | Abbildung 16: Nosing-Glas |
Abbildung 17: Malt Whisky Glas | Abbildung 18: Sherryglas | Abbildung 19: Grappaglas |
Abbildung 20: Likörglas | Abbildung 21: Ouzoglas |
Wein-Lexikon. Zugriff am 03.06.2024
Sammlung von mehr als 700 Pressglas-Stücken. Zugriff am 03.06.2024
Frühes Pressglas
1830-1860
Gläser für
Single Malt Whisky
Gesetz
zur Kennzeichnung von Bleikristall und Kristallglas (Kristallglaskennzeichnungsgesetz)
Das weingerechte
Trinkglas
Gustatorisches
System und Geschmackssinn. Anatomie.net, Prof. Dr. med. T. Filler
Planet Wissen (2017): Schmecken.
Zugriff am 3.5.2018
Lebensmittelwissen.de: Umami. Zugriff am 3.5.2018
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1.1.2015 um 16:37 Uhr
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Anna Knon, Das Manustriptum Haushaltsbuch, 2002
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