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Beim Thema Ratten reagieren Menschen ausgesprochen unterschiedlich: Die einen halten sie als Haustier und sind von ihrem sozialen Verhalten fasziniert, während die anderen sie mit Ekel betrachten. Die beiden bei uns weit verbreiteten Rattenarten gehören zu den Langschwanzmäusen; es sind die Hausratte (Rattus rattus) und die Wanderratte (Rattus norvegicus). Die Hausratte ist mit einer Länge von 15 bis 24 cm von Kopf bis zum Rumpf und einem Gewicht zwischen 100-300 g etwas kleiner als die Wanderratte mit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 18 und 28 cm und einem Gewicht von 100-500 g [1].
freestocks.orgDie Vorfahren und Artgenossen der Hausratte leben auf Bäumen in den tropischen Gebieten Asiens und Afrikas [2]. Die Kletterkunst besitzen auch die europäischen Verwandten. Hausratten ernähren sich überwiegend von pflanzlicher Kost und leben beispielsweise auf trockenen Dachböden, während die Wanderratte eher in Kellern und unteren Geschossen zu Hause ist [2]. Die lichtscheuen Tiere [3] werden mittlerweile auch in Parks, Grünanlagen, Fußgängerzonen und Wohngebieten gesichtet [4].
Betriebe sind verpflichtet ein Schädlingsmonitoring durchzuführen. Die Häufigkeit der Begehung muss an die Art des Betriebes und die baulichen Gegebenheiten angepasst werden. Sie können mit dem Monitoring eine Firma beauftragen oder es selbst durchführen. Checklisten für die betriebliche Eigenkontrolle bieten beispielsweise die Industrie- und Handelskammer München ( Onlinehilfe für Lebensmittelhygiene - Checklisten) und die Stadt Bochum ( Schädlingsmonitoring - Betriebliche Eigenkontrolle).
In Verruf geraten sind Ratten nicht nur als Vorratsschädling, sondern auch als Überträger vieler Krankheiten. So können wild lebende Ratten Krankheiten wie Hantavirus, Borreliose, Salmonellen, Trichinose, Ruhr, Cholera oder Leptospirose [3, 5] übertragen. Auch multiresistente E. coli wurden bereits in Ratten nachgewiesen [6]. Aus diesem Grund muss ein Rattenbefall den zuständigen Behörden wie z. B. dem Bürger- und Ordnungsamt [4], dem Institut für Hygiene und Umwelt [7] oder dem Gesundheitsamt gemeldet werden [8]. Rechtliche Grundlage sind u. a. § 16 und § 17 des Infektionsschutzgesetzes - IfSG ( Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen [Infektionsschutzgesetz - IfSG]).
In Wohngebieten finden Ratten geradezu paradiesische Zustände vor:
überquellende Mülleimer, achtlos weggeworfene Lebensmittel oder
Essenreste in der Kanalisation, die in der Toilette entsorgt wurden.
Selbst auf Komposthaufen landen ab und zu gekochte Lebensmittel. So
verwundert es nicht, dass sich Ratten prächtig vermehren. Die Bekämpfung
von Ratten gestaltet sich indes schwierig. In Deutschland werden hierfür
in erster Linie Gift und Schlagfallen eingesetzt. Wobei die eingesetzten
Giftköder unerreichbar für Kinder, Haustiere und Vögel sein müssen [5].
Aber Ratten sind ausgesprochen schlaue Tiere. Haben sie eine neue
Nahrungsquelle entdeckt, prüft zunächst ein unerfahrenes Tier das
Futter. Stirbt dieses Tier durch die Nahrung, sind alle anderen Ratten
gewarnt und meiden die Köder [9]. Aus diesem Grund werden häufig Gifte
eingesetzt, die die Tiere erst nach einigen Tagen verenden lassen.
Dadurch stellen die Ratten keine Verbindung zwischen Köder und dem Tod
eines Tieres her. Leider überleben einige Ratten eine normalerweise
tödliche Dosis eines Wirkstoffes. Man bezeichnet diese Tiere dann als
Resistent. [1].
In New York setzen die Gesundheitsbehörden auf Trockeneis, um die Anzahl
der Ratten zu reduzieren [10]. Besonders erfolgreich werden Ratten
in Alberta, einer Provinz im Westen Kanadas bekämpft. Mit ihrem
konsequenten Handeln haben sie die Provinz rattenfrei bekommen.
Schlüssel zum Erfolg ist ein sechsköpfiges Team, das 3.000
landwirtschaftliche Betriebe durchsucht und bei Bedarf Gift auslegt [14].
Dass Ratten in Haus und Garten leben lässt sich am deutlichsten am Kot erkennen. Je nach Art hinterlassen Ratten bananen- oder spindelförmigen Kot. Mit ihren 16 Zähnen nagen Ratten nicht nur Lebensmittel, sondern auch andere Materialien an. Die markanten Nagerspuren sind ein wichtiger Hinweis auf Ratten. Gefährlich kann es werden, wenn Ratten an Kabeln knabbern. Im Garten oder in Grünflächen lassen sich die Eingänge der Bauten mit einem Durchmesser von ca. 5 cm erkennen. Ein weiterer Hinweis sind Laufspuren auf staubigen Böden (was bei Hauswirtschafter/innen selbstverständlich nie vorkommt). Deshalb kann man Mehl auf dem Boden verstreuen und später nach den Fußspuren Ausschau halten. Geruchsempfindliche Menschen nehmen ammoniakähnlichen Geruch von Ausscheidungen wahr und können so auf die Anwesenheit von Ratten schließen [11].
Damit sich Ratten gar nicht erst in der Umgebung einnisten finden sich auf den Internetseiten der zuständigen Behörden und des BLE wichtige Tipps:
Beseitigen Sie nur ungekochte pflanzliche Reste auf dem Kompost. Essenreste dagegen sollten weder auf den Boden noch den Kompost geworfen, sondern im Hausmüll, der Biotonnen oder einem Abfallbehälter entsorgt werden.
Die Müllbehälter sollten fest verschlossen werden, damit Ratten nicht an die Essenreste herankommen.
Entsorgen sie keine Essensreste in der Toilette, damit die Nahrung nicht in die Kanalisation gelangt.
Wird der gelbe Tonne Müll in Säcken gesammelt, sollte diese bis zur Abholung verschlossen gelagert werden.
Verschließen sie Lüftungsrohre oder ähnliche Öffnungen in Bodennähe mit engmaschigem Gitter, um den Zugang der Ratten in ein Gebäude zu versperren.
Füttern sie keine Vögel wie Tauben und Enten in den Außenanlagen.
Keller sollten regelmäßig entrümpelt werden, um Ratten keinen Unterschlupf zu bieten.
Im Garten finden Ratten in Bodendeckern oder dichten Hecken ein gutes Versteck.
Bundeszentrum für Ernährung: Vorratsschädlinge. Zugriff am 31.05.2024
Im Biozid-Portal des
Umweltbundesamtes finden Sie wichtige Informationen zu den verschiedenen
Schädlingen (mit Abbildung), Lästlingen und Nützlingen. Es wird
beschrieben woran sie Sie erkennen und wie sie sich unterscheiden.
Schädlinge werden in Gesundheits- und Hygieneschädlinge,
Vorratsschädlinge sowie Materialschädlinge unterteilt. Zugriff am 31.05.2024
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE) hat im April 2018 die vierte Auflage der Broschüre zur
sachgerechten Nagetierbekämpfung herausgebracht: Ratten
und Hausmäuse - Sachgerechte Nagetierbekämpfung. Zugriff am 31.05.2024
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Hrsg.): Management von Ratten auf landwirtschaftlichen Betrieben. Zugriff am 31.05.2024
[1] Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung (BLE) (2018): Ratten
und Hausmäuse - Sachgerechte Nagetierbekämpfung. Zugriff
1.10.2018
[2] Urania Tierreich in sechs Bänden:
Säugetiere, S. 214 ff, 1992
[3] Ruhr Nachrichten (2018): Nager
sind teils bereits resistent gegen Giftköder. Zugriff am 19.7.2018
[4] Stadt Duisburg: Informationen
über Ratten. Zugriff am 19.7.2018
[5] Westdeutscher Rundfunk Köln -
planet wissen (2017): Wenn Ratten zum Problem
werden. Zugriff am 19.7.2018
[6] DasErste.de - [w] wie wissen
(2014): Multiresistente
Keime in Ratten. Zugriff am 19.7.2018
[7] Stadtportal hamburg.de: Ratten
müssen gemeldet werden. Zugriff am 19.7.2018
[8] Landeshauptstadt Dresden: Rattenbefall.
Zugriff am 19.7.2018
[9] Bayerischer Rundfunk (2017): Müssen wir Angst vor Ratten haben? - Faszination
Wissen - ganze Sendung 13.6.17. Zugriff am 19.7.2018
[10] Spiegel Online (2018): New York kämpft mit Trockeneis gegen Ratten.
Zugriff am 19.7.2018
[11] Garten-Ratgeber: Ratten im
Garten. Zugriff am 19.7.2018
[12] Stadt Bielefeld - Gesundheits-,
Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt (2017): Maßnahmen
gegen und bei Rattenbefall. Zugriff am 19.7.2018
[13]
Landeshauptstadt Kiel: Rattenbefall melden - Tipps zur Vermeidung von
Rattenbefall. Zugriff am 19.7.2018
[14]
Guardian News and Media Limited (2018): 'We're winning': how a Canadian province the size of
France stays rat-free. Zugriff 23.11.2018