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Für eine erfolgreiche und sichere Händedesinfektion müssen alle Oberflächen der Hände benetzt werden und eine Einwirkzeit von üblicherweise 30 Sekunden gewährleistet sein. Es gibt verschiedene Wege, eine sichere Händedesinfektion zu garantieren. Die DIN EN 1500 gibt eine Abfolge von Schritten vor, die solange auszuführen sind, bis die Handoberflächen trocken sind ( Standardeinreibemethode bei hygienischer Händedesinfektion gemäß DIN EN 1500). Auch die WHO empfiehlt in ihrem "WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care" eine Abfolge von Handbewegungen (S. 155), um Benetzungslücken zu vermeiden.
Der wissenschaftliche Beirat der "AKTION Saubere Hände" hat am 30.9.2011 ein Positionspapier verabschiedet, indem zur "Einreibemethode" der Hände Stellung bezogen wird [2]. Es habe sich herausgestellt, dass es in der Praxis schwierig sei, eine bestimmte Abfolge von Schritten bei der Händedesinfektion einzuhalten. Auch habe die Einhaltung der EU-Norm bei der Vermeidung von Benetzungslücken keine Vorteile gegenüber eigenverantwortlichen Einreibemethoden. Der wissenschaftliche Beirat empfiehlt deshalb, die Mitarbeiter in der Technik der Händedesinfektion zu schulen, und den Erfolg mit einer fluoreszierenden Trainingslösung und Schwarzlichtlampe zu überprüfen (Abbildung 1 + 2). Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) empfiehlt inzwischen ebenfalls keine bestimmte Abfolge mehr bei der Händedesinfektion. Damit schließt sich die KRINKO der Position u. a. der "AKTION Saubere Hände" an. Für das Erlernen der Technik hält die KRINKO eine standardisierte Bewegungsabfolge allerdings immer noch für sinnvoll [1].
Es werden etwa 3–5 ml Handdesinfektionsmittel auf die Hände gegeben, bzw. die Menge, die in eine Hohlhand passt [1]. Die Hände werden solange feucht gehalten, wie es die Herstellerangaben vorschreiben, üblicherweise 30 Sekunden. In dieser Zeit wird das Handdesinfektionsmittel über die gesamte Handoberfläche einschließlich Handgelenke verteilt. Besonders berücksichtigt werden müssen die Fingerspitzen, Daumen und Nagelfalz. Die Schritte werden solange wiederholt, bis die Hände trocken sind.
Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention empfehlen bei der Verwendung einer Alkohol-basierten Händedesinfektion folgende Vorgehensweise:
Übersetzung: Geben Sie das Produkt auf die Hände und reiben sie diese aneinander, bis die gesamte Handoberfläche mit der Handdesinfektion abgedeckt ist und sich die Hände trocken anfühlen. Der Vorgang sollte um die 20 Sekunden dauern.
Ins Auge fällt der Unterschied zwischen den deutschen 30 und den US-amerikanischen 20 Sekunden. Der Verbund für Angewandte Hygiene e. V. hat im Jahr 2019 einen interessanten Artikel zur „Verkürzung der Einwirkzeit der hygienischen Händedesinfektion auf 15 Sekunden“ veröffentlicht, in dem auf unterschiedliche Einreibe- und Einwirkzeiten eingegangen wird.
Das Robert Koch-Institut weist im Epidemiologischen Bulletin Nr. 17 vom 30. April 2012 nochmals darauf hin, dass Voraussetzung für eine wirksame Händehygiene verletzungsfreie und gesunde Haut ist. Deshalb ist eine Voraussetzung für eine gute Händehygiene die regelmäßige Hautpflege.
Abbildung 1: Hände nach der Desinfektion mit fluoreszierender Trainingslösung, benetzte Flächen leuchten unter Schwarzlicht.
Abbildung 2: Die Handrücken und Handgelenke sind nicht vollständig benetzt, die betreffenden Stellen leuchten nicht.
Es gibt auch eine färbende Trainingslösung, die ohne Hilfsmittel Benetzungslücken aufzeigt. Das Trainingsset besteht aus zwei Komponenten: dem Färbemittel und dem Entfärber. Das Färbemittel ist beim Auftragen noch nahezu transparent und verfärbt sich erst beim Trocknen. Die Intensität der Färbung erlaubt Rückschlüsse auf die eingesetzte Menge. Mit Hilfe einer Farbskala kann verglichen werden, ob die Desinfektionsmittelmenge für eine wirksame Desinfektion ausgereicht hätte. Als Färbemittel werden natürliche Pflanzenextrakte eingesetzt. Das Entfärben der Hände funktioniert mit der zweiten Lösung [3, 4].
In der Erprobung ist die Händedesinfektion mit Hilfe von Kaltplasma. Hier werden die Hände nicht chemisch, sondern mit Hilfe eines physikalischen Verfahrens desinfiziert. Das soll einerseits schonender für die Haut an den Händen sein und darüber hinaus sicherer. Denn die Hände werden nicht eingerieben, sondern in ein Gerät gesteckt,das nach abgeschlossenem Vorgang durch einen Signalton die erfolgreiche Desinfektion anzeigt [8].
Mit der Corona-Pandemie ist das Waschen der Hände wieder mehr in den Fokus gerückt. Es reduziert die Anzahl der Mikroorganismen auf den Händen und hilft beispielsweise bakterielle Sporen oder Würmer und Wurmeier mechanisch von den Händen zu entfernen. Denn Sporen z. B. von Erregern wie Clostridioides difficile werden durch Alkohol-basierte Händedesinfektionsmittel nicht inaktiviert. Um die Hautverträglichkeit zu erhöhen sollte pH neutrale oder schwach saure Flüssigseife verwendet werden. Damit die Hände bei der Bedienung der Armatur oder beim → Hände trocknen nicht wieder verunreinigt werden, sollten die Papierhandtücher möglichst berührungsfrei entnommen, die Hände sorgfältig abgetrocknet und das Tuch anschließend für das Schließen des Wasserhahns verwendet werden [6. 7].
Berufsgenossenschaft für
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Hauptsache Hautschutz | BGW 06-12-002. Stand 11/2022
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW): Hautschutz- und Händehygienepläne für verschiedene Berufsgruppen.
Robert Koch-Institut: Nationale und internationale Listen zur Desinfektion.
Stand 2020
Empfehlung der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert
Koch-Institut: Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens.
2016
Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz für industrielle und institutionelle Anwendungen e. V. (IHO): Händehygiene richtig gemacht - Händedesinfektion, Reinigung, Schutz und Pflege, Stand: 09/2022. Zugriff am 31.05.2024
[1] Kommission für Krankenhaushygiene
und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (2016): Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Bundesgesundheitsbl. 2016 - 59:1189–1220. Zugriff 9.3.2018
[2] Wissenschaftlicher Beirat der
"AKTION Saubere Hände" (Herausgeber): Positionspapier "Einreibemethode", verabschiedete Version vom 30.09.2011. Zugriff am 10.11.2021
[3] Heyfair GmbH: DesiCoach®
Neue Methode der Hygieneschulung. Zugriff am 10.11.2021
[4] Heyfair GmbH: DesiCoach®. Zugriff am 10.11.2021
[5] Centers for Disease Control and Prevention: Clean Hands Count for Healthcare Providers. Letzte
Überprüfung 08.01.2021. Zugriff am 10.11.2021
[6] Bibliomed Medizinische
Verlagsgesellschaft mbH (Hrsg.) (2018): Händewaschen – wann, wie, wo? Zugriff am 10.11.2021
[7] Robert Koch Institut (Hrsg.): Internationaler Tag der Händehygiene |
COVID-19-Diagnostik: Antigentests und Spektrum geeigneter diagnostischer Proben. Epidemiologischen Bulletin Nr. 17 vom 29. April 2021. Zugriff am 10.11.2021
[8] Schlütersche Fachmedien GmbH (Hrsg.): Händedesinfektion mit Alkohol bald Geschichte? Zugriff am 21.02.2023
Aktion saubere Hände
WHO
Guidelines on Hand Hygiene in Health Care, World Health Organization 2009
Robert Koch Institut (Hrsg.): Maßnahmen zur Händehygiene – Ein Beitrag zum Internationalen Tag der
Händehygiene am 5.5. Epidemiologischen Bulletin Nr. 17 vom 30. April 2012