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Sei praktisch!

1000 Winke zum Bessermachen und Sparen für den Haushalt

Sei praktisch! TitelbildEin wahrer Schatz hat uns erreicht: ein Heft aus dem Jahr 1945 mit 1000 Winken zum Bessermachen und Sparen für den Haushalt. Das Heft kostete damals 60 Pfennig und erschien in einer Gesamtauflage von 200.000 Stück. Einige Tipps sollen hier wiedergegeben werden. So ist die Empfehlung von "Wink 28", eine Glühbirne als Stopfei zu verwenden. Als Vorzug werden benannt, dass eine Glühbirne sich nicht abnutzt und nicht rau wird.

Eine besondere Bedeutung bei der Reinigung und Wäschepflege kam dem Salmiakgeist (auch Ammoniumhydroxid oder Ammoniakwasser) zu. So wurde angelaufenes Silber (91) mit einer Paste aus verdünntem Salmiakgeist und Schlämmkreide gereinigt und anschließend mit klarem heißem Wasser nachgespült. Auch Fettflecken auf Wollstoffen wurden mit Salmiakgeist entfernt (239), während einem für die Beseitigung von Stockflecken (243) eine Mischung aus 1 TL Kochsalz mit 1 TL Salmiakgeist und 2 TL warmem Wasser nahegelegt wurde. Dieser Brei soll auf die Flecken gestrichen, eine Stunde an die Luft gehängt und danach noch ausgespült werden.
Andere Tipps zur Fleckenentfernung lesen sich eher wie Anleitungen aus dem Chemiebaukasten, so wurde Eierflecken mit Wasser, dem etwas Borax hinzugefügt wurde ausgewaschen (254), gegen Schimmelflecken in Stoffen (242) wurde eine "Wasserstoffsuperoxydlösung" - heute Wasserstoffperoxid - (1 EL auf 1 kl. Glas Wasser) eingesetzt. Geholfen hat es sicher (…) fraglich ist, ob schon damals bei der Verwendung solcher Bleichmittel Schutzhandschuhe angezogen wurden. Als letzter Wink zu dem Thema sei hier noch Nr. 237 aufgeführt, das Entfernen von Fettflecken aus hellen Stoffen: Diesen Flecken wurde – außer mit Benzin – auch mit Tetrachlorkohlenstoff, Äther oder Toluol zu Leibe gerückt. Für das Entfernen frischer Flecken sollte mehrmaliges Betupfen mit Kartoffelmehl helfen.

Der Überfluss, in dem wir heute leben, wird deutlich, wenn man sich die Tipps zum "Kampf gegen den Verderb" ansieht. Da wird Backobst in lauwarmem Wasser abgewaschen (366), wenn sie durch Zuckermilben mit einem zuckerartigen Staub belegt sind. Maden aus Kirschen und Himbeeren werden vertrieben (368), indem man sie einige Zeit in lauwarmes Wasser legt. Desgleichen geschieht mit Würmern und Schnecken (367), die aus Salat entfernt werden, indem man diesen in Salzwasser einlegt. Butter und Margarine lassen sich restlos vom Papier lösen, wenn man es kurze Zeit in kaltes Wasser eintaucht (371).

Bekannt dürfte allen hauswirtschaftlichen Auszubildenden der Wink 458 vorkommen, der empfiehlt, beim Bügeln einen sauberen Papierbogen oder ein Tuch auf den Boden zu legen, damit herabhängende Enden nicht einschmutzen. Wink 77 empfahl schon damals, sich zum Bügeln hinzusetzen, damit es weniger anstrengend ist. Genauso wie Geschirr gründlich zu reinigen, bevor es mit einem Geschirrtuch getrocknet wird (93) und nicht das Tuch zur Reinigung zu verwenden (sofern Geschirrtücher heute noch zum Trocknen eingesetzt werden).

Fremdartig und glücklicherweise überholt sind einige Winke in den Kapiteln "Kinderpflege" und "familienrechtliche Bestimmungen". So wird beklagt, dass Schläge zur Kindererziehung zu wenig angewandt werden, zum Schaden der Kinder und der Eltern selbst (858). Nach Meinung der Autoren genügen ausschließlich bei sonst artigen kleinen Kindern leichte Klapse. Das Wirtschaftsgeld, das der Hausfrau zur Verfügung stand, um die Familie zu ernähren, lag im Ermessen des Ehemanns (918). Auch wurde nicht versäumt darauf hinzuweisen, dass die Höhe des Betrages verschieden sein kann. Außerdem konnte der Ehemann eine Abrechnung über die Ausgabe verlangen (919). Dafür stand der Ehefrau ein Taschengeld zu, über das sie frei verfügen durfte (920).

Zum Schluss soll hier noch ein Hinweis zur Schönheits- und Gesundheitspflege zitiert werden (814): "Tief atmen ist gesund! Jeder sollte es sich für ständig angewöhnen."

Sei praktisch! 1000 Winke zum Bessermachen und Sparen für den Haushalt. Vierte umgearbeitete Großauflage, Verlag und Generalvertrieb: Eckart Klein, 14 Reutlingen, Postfach, 1945